Das Buch zum Thema:
Deutschsprachige Kinder- und Jugendzeitschriften
Leseprobe, Rezension, Bezugsmöglichkeiten

Die Werbekinderzeitungen der Margarineindustrie

Die Rama Post, Fips Lach-Zeitung für liebe kleine Kinder, Fips die heitere Post vom kleinen Coco, Rama im Blauband Woche, Blaubandwoche

Vorbemerkungen

Margarine wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich entwickelt (Patent von 1869). Es handelt sich um ein butterähnliches Streichfett, das aber ursprünglich billiger war als natürliche Butter und als Butterersatz für finanzschwächere Bevölkerungsschichten dienen sollte.
Die Zusammensetzung ist unterschiedlich, aber heute durch europäische Normen an gewisse Rahmenbedingungen gebunden. Weiterentwicklungen haben dazu geführt, dass Margarine den negativen Ruf eines Ersatzproduktes verloren hat und einen festen Marktanteil als qualitativ hochwertiges Lebensmittel hält.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde Deutschland hauptsächlich von Holland mit Margarine beliefert. Da diese Importe immer umfangreicher wurden, belegte Deutschland holländische Margarine mit einem hohen Schutzzoll. Zwei holländische Unternehmen entschlossen sich daher 1888, die Margarineproduktion nach Deutschland zu verlegen. Van den Bergh errichtete in Kleve eine Fabrik und Jurgens in Goch.

Die beiden Unternehmen standen besonders ab 1904, als Van den Bergh mit 'Sanella' den Kampf der Produktmarken eröffnete, in starker Konkurrenz zueinander. Der Konkurrenzkampf erreichte 1924 einen Höhepunkt, als Van den Bergh mit Blauband und Jurgens mit Rahma (seit 1927 Rama) auf den Markt kamen. Um einen ruinösen Konkurrenzkampf zu vermeiden, schlossen sich die beiden Unternehmen 1929 zur "Margarine-Verkaufs-Union" zusammen, aus welcher der Konzern Unilever entstand.

In der Zwischenkriegszeit spielten ihm Rahmen des Zugabewesens die sogenannten Werbekinderzeitungen eine bedeutende Rolle. Vergleiche dazu die Beiträge Kinder als Kaufmotivatoren und Die Entwicklung der Kinderzeitungen
Selbstverständlich setzten auch die zunächst miteinander konkurrierenden Margarineerzeuger diese Werbestrategie ein. Es entstanden daraus Werbekinderzeitungen, die zu den verbreitesten ihrer Zeit gehörten und, obwohl sie auf billiges Papier gedruckt wurden, teilweise sehr ansprechend gemacht waren. Ihm Rahmen jener Werbekinderzeitungen, die nicht zur Werbung für ein beliebiges Geschäft bestimmt waren, wie etwa die Zeitschriften des Verlages Steinsberg, oder Dideldum, sondern eine konkrete Produktbindung anstrebten, nehmen sie eine herausragende Rolle ein.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Margarineerzeugung staatlich reglementiert. Die Margarineerzeugung wurde daraufhin zu Gunsten anderer Produkte deutlich zurückgenommen. Die Werbekinderzeitungen für Margarine wurden in Folge endgültig eingestellt.

Beginnen wir mit den Werbekinderzeitungen aus Goch (Jurgens, Rama):

Der kleine Coco (Die Rama Post vom kleinen Coco)

Zeitschrift zur Unterhaltung und Belehrung der Jugend
Die Zeitung erschien von 1909 bis 1915 und von 1924 bis 1933.

Der kleine Coco von 1909 bis 1915

Der kleine Coco ist die erste echte Werbekinderzeitung, die mir bekannt ist. Natürlich hatte es schon vorher diverse Beilagen als Werbemittel gegeben, wobei vor allem Sammelbilder sehr beliebt waren, aber auch kleine Märchenhefte oder Ähnliches. Der kleine Coco setzte aber erstmals das Konzept einer periodischen Zeitschrift für Kinder mit vermischten Beiträgen, Fortsetzungsgeschichten, Briefkasten, Preisausschreiben und dergleichen als Werbebeigabe für ein bestimmtes Produkt konsequent um.
Die Zeitung erschien alle zwei Wochen (25 Ausgaben im Jahr) und war mit 16 Seiten relativ umfangreich. Sie war schwarz/weiß (ohne Farben) auf Zeitungspapier gedruckt und hatte ein Format von etwa 16 x 24 cm . Paginiert war jeweils ein Jahrgang durchgehend, um eine Bindung als Buch zu ermöglichen. Es gab dementsprechend auch verlagsgebundene Jahrgänge. Ein Jahrgang begann mit Anfang September und endete mit Ende August.

Geworben wurde für die Marke Cocosa, ein als Pflanzenbutter bezeichnetes Margarineprodukt. Beim Kauf einer Packung Cocosa erhielt man die aktuelle Ausgabe des Der kleine Coco gratis dazu.

Zentrale Werbefigur war der Negerjunge Coco aus den deutschen Kolonien in Afrika. Damit sollte ausgedrückt werden, dass es sich bei Cocosa um ein Kokosprodukt handelte.

Auszug aus dem deutschen Koloniallexikon: Pflanzenbutter nennt man verschiedene butterähnliche, von den Eingeborenen benutzte Pflanzenfette wie Kokosbutter (s. Kokospalme), Palmöl (s. Ölpalme), Schibutter (s. Schibaum), Mowrah- bzw. Illipebutter (s. Fette) u. a. Nach und nach sind diese Fette wichtige Rohstoffe für die Kunstspeisefettfabrikation geworden. Ihre Erzeugnisse finden heute als Palmin, Palmona, Cocosa u.a. oder kurz als Pflanzenbutter Verwendung. Die Bezeichnung ist also von den Nahrungsmitteln der Eingeborenen auf ein sehr verbreitetes Nahrungsmittel der Kulturvölker übergegangen.

Auf dem Cover der Zeitschrift war vermerkt: "Redaktion: Coco, der Cocosa=Neger" Dementsprechend waren redaktionellen Mitteilungen mit "Coco" gezeichnet und Der kleine Coco betreute auch diverse redaktionelle Spalten (Abbildungen oben). Vergleiche dazu auch Die Darstellung Schwarzer in der deutschsprachigen Kinderliteratur.

Abbildung links oben: Verlagsgebundener Jahrgang des kleinen Coco von 1914/15.
Abbildung oben mitte: So sah die Zeitschrift aus (Nr. 20 des 4. Jahrganges; 1912/13).
Ganz gezielt und direkt wurden Kinder als Kaufmotivatoren eingesetzt, aufgefordert, sich alle 14 Tage beim Kaufmann anzustellen um den neuen kleinen Coco zu holen, was naturgemäß mit dem Kauf einer Packung Margarine verbunden war, und bei ihren Freunden und Schulkollegen für diese Zeitung zu werben. Man muss dabei bedenken, dass das Produkt um das es ging, ja tatsächlich zum Kauf für ihre Mütter bestimmt war, aber diese sich wegen der Wünsche ihrer Kinder für ein bestimmtes Produkt entscheiden sollten. Durch Anklicken des Bildes oben rechts können Sie eine solche Werbebotschaft des kleinen Coco an die Kinder lesen.

Zu den Bildbeispielen oben:
Der kleine Coco entsprach inhaltlich dem, was in Kinder- und Jugendzeitschriften der willhelminischen Ära zu Beginn des 20. Jhdts. üblich war. Der Textanteil war relativ hoch, die Bilder überwiegend Illustrationen. Erzählende Bildgeschichten sind zwar gelegentlich vorhanden, haben aber mit Comics noch recht wenig zu tun, sondern sind mehr bilderbuchartig. Erzählungen für ältere Kinder sind oft deutsch-patriotisch und haben den deutsch - französischen Krieg von 1970/71 zum Inhalt. Kaisers Geburtstag (27. Jänner) wurde gebührend mit einem Gedicht erwähnt.

Zahlreiche Illustrationen (Bild links) aber auch Gedichte und Textbeiträge stammen von dem in München ansässigen Kunstmaler Hermann Frenz, der auch für die Kinderzeitung Das Blatt der Kinder (Ullstein) zeichnete, Ansichtskarten entwarf und Kinderbuchsammlern durch seine 1901 erschienene Struwwelpeterversion 'Der moderne Struwwelpeter' bekannt ist.

Der Erste Weltkrieg fand seinen Niederschlag auch im kleinen Coco. Anders als im zweiten Weltkrieg, wo die Werbekinderzeitungen die Kriegserreignisse fast völlig ignorierten, folgte Der kleine Coco dem allgemeinen Trend der Kinder- und Jugendzeitschriften seiner Zeit, brachte umfangreiche Berichte über das Kriegsgeschehen und betrieb Werbung nicht nur für Margarine, sondern auch Kriegspropaganda. Vergleiche dazu: Der erste Weltkrieg im Kinder- und Jugendbuch.

Oben Titelblätter aus dem 6. Jahrgang 1914/15, die das aktuelle Kriegsgeschehen thematisieren: Beschießung und Einnahme von Maubeuge, Auf der russischen Heerstraße, Ein Unterseeboot versenkt einen feindlichen Dampfer.

Weitere Beispiele, die zeigen, wie sehr der Ausbruch des Krieges diese Kinderzeitung veränderte, die sich wie selbstverständlich und der allgemeinen Kriegsbegeisterung folgend in den Dienst der Kriegspropaganda stellte, freilich ohne ihre Werbung für Margarine zu vernachlässigen, deren Bedeutung als Nahrungsmittel in diesen Zeiten noch zunahm.

Links oben: Kampf um die Nethe=Brücke bei Antwerpen. Rechts oben: Lied auf General Hindenburg. Links: Kaiserworte zum Ausbruch des Krieges (kann durch Anklicken vergrößert werden).

1915 zeichnete sich allerdings ab, dass der Krieg länger dauern werde, als angenommen. Um die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu sichern, wurde die Rohwarenverteilung reglementiert und die im Reich hergestellte Margarine an den Handel mit fixen Preisen verteilt. Natürlich war in dieser Situation für eine aufwendige Werbestrategie kein Raum mehr. Die Werbekinderzeitung 'Der kleine Coco' wurde eingestellt.

Erst 1924 wurde die Zwangsbewirtschaftung mit der Währungsreform endgültig aufgegeben.
Jurgens kam daraufhin noch 1924 mit Rahma und (neuerlich) mit der Werbekinderzeitung Der kleine Coco auf den Markt. Gleichzeitig brachte Van den Bergh Blauband und als Werbekinderzeitung ab 1925 die Blaubandwoche heraus.

Der kleine Coco von 1924 bis 1933

Der kleine Coco des Jahres 1924 erschien ab Herbst 14- tägig und wurde beim Kauf einer Packung Rahma buttergleich (ab 1927 'Rama butterfein') kostenlos dazugegeben. Der Jahrgang 1924/25 wird als 8. Jahrgang bezeichnet.
Ab Nr. 13 des 10.Jahrganges (1926/1927) wird der Titel geändert von 'Der kleine Coco' in Die Rama-Post vom kleinen Coco.
Die Zeitschrift hatte im aufgeschnittenen Zustand ein Format von etwa 16 x 24 cm. Angeblich wurde eine Auflagenhöhe von 2 Millionen erreicht.
Der kleine Coco enthielt Märchen, Gedichte, Rätsel, kleine kindergerechte Reportagen, Bildgeschichten in Art von Bilderbüchern Fortsetzungsgeschichten u. dgl.

Links: Als Fortsetzungsroman "Der Herr der Elemente" von Walter Heichen , einem bekannten Schriftsteller, der etliche phantastisch - utopische Jugendromane schrieb.

Oben Bild links: Das Titelblatt der ersten Ausgabe von 1924, auf welchem das Wiedererscheinen des 'kleinen Coco' angekündigt wurde.
Oben Bild Mitte: Als Werbefigur für Rahma wurde das von dem Düsseldorfer Kunstmaler Karl Mummert kreierte Rama-Mädchen eingesetzt. Die Werbebotschaft richtete sich direkt an die Kinder, die so als Kaufmotivatoren instrumentalisiert wurden.
Oben Bild rechts: Die Zeitschrift hatte ihren Namen von der noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stammenden Werbefigur des kleinen Negerjungen Coco. Zunächst wurde noch auf diese Werbefigur zurückgegriffen und über die Abenteuer des inzwischen erwachsen gewordenen Coco berichtet. Bald verschwand Coco aber aus der Zeitschrift und nur sein Name blieb. Dominierende Werbefigur wurde das Rama-Mädchen.

Oben Bild links: Die anfänglich schwarz-weiß gedruckte Zeitschrift erschien bald in Farbe, allerdings nur jede zweite Seite.
Oben Bild mitte: Ab Nr. 13 des 10.Jahrganges (1926/1927) wurd der Titel von 'Der kleine Coco' in Die Rama-Post vom kleinen Coco geändert.
Oben Bild rechts: Nach dem Zusammenschluss der konkurrierenden Marken Rama und Blauband 1929 wurde in der 'Ramapost vom kleinen Coco' Rama im Blauband...doppelt so gut beworben (Aus 12. Jahrgang - 1928/29 - Nr. 26). Das Rama-Mädchen hat eine Blauband-Schwester bekommen.
Zahlreiche Titel- und Textillustrationen stammen von dem Maler und Graphiker Josef Mauder (1884 - 1969), der vorwiegend als Illustrator von Kinderbüchern und als Karikaturist tätig war und durch seine Mitarbeit an den Zeitschriften "Jugend", "Meggendorfer Blätter" und "Fliegende Blätter" bekannt wurde.

Die lustigen Coco-Bilderbogen, Humor und Scherz fürs Kinderherz waren überformatig (ca 31,5 x 47 cm), 4-seitig und enthielten Bildergeschichten. Erscheinungszeitraum und Erscheinungsfrequenz sind (mir) nicht bekannt. Da Rama ohne 'h' geschrieben ist, sicher nach Herbst 1927.
Die gesamte Seite links kann durch Anklicken angesehen werden

Die Rama-Werbung setzte nicht nur auf 'Die Rama-Post vom kleinen Coco' sondern warf eine zweite Werbekinderzeitung auf den Markt, die alternierend zum 'Coco' erschien und gleichfalls beim Kauf von 'Rahma' kostenlos beigegeben wurde, nämlich Fips

Fips, Lachzeitung für liebe, kleine Kinder; Fips, die heitere Post vom kleinen Coco; Die Rama-Post vom lustigen Fips

Die Zeitung erschien von 1925 bis 1933 14- tägig und wurde beim Kauf einer Packung Rahma buttergleich (ab 1927 'Rama butterfein') kostenlos abgegeben. Die großformatige Zeitschrift hatte im aufgeschnittenen Zustand das Ausmaß von etwa 24 x 32 cm; jede zweite Seite war in Farbe.

Oben Bild links: Einband des verlagsgebundenen ersten Jahrganges (1925/26; 26 Ausgaben): Fips, Lachzeitung für liebe, kleine Kinder
Oben Bild Mitte: Titelblatt der ersten Ausgabe, wo die neue Zeitschrift vorgestellt wird. Auch hier richtet sich die Werbebotschaft direkt an die Kinder.
Oben Bild rechts: Einband des verlagsgebundenen zweiten Jahrganges (1926/27; 26 Ausgaben, eine davon als 2a bezeichnet), nunmehr Fips, die heitere Post vom kleinen Coco .

Oben Bild links: Titelblatt der ersten Ausgabe des zweiten Jahrganges.
Oben Bild Mitte: Einband des verlagsgebundenen dritten Jahrganges (1927/28; 26 Ausgaben). Ab jetzt führte die Zeitschrift den Titel Die Rama-Post vom lustigen Fips.
Oben Bild rechts: Titelblatt der zweiten Ausgabe des dritten Jahrganges.

Die Rama-Post vom lustigen Fips war eine sorgfältig gemachte Kinderzeitung, die durch heitere Verse und schöne, von bekannten Zeichnern geschaffene Bilder bestach und sich offenbar an etwas jüngere Kinder als 'Der kleine Coco' richtete.

Die Beispielsseiten unten können durch Anklicken des Bildes vergrößert werden.
Bild links (Nr. 7 des 4. Jahrganges): Heinz Geilfus (1890 - 1956), der durch seine humorvollen Jagdszenen bekannt wurde, schuf zahlreiche Illustrationen für 'Die Rama-Post vom lustigen Fips'.
Bild mitte (Nr. 25 des 4. Jahrganges): Zeichnung Heinz Geilfus. Der Vers stammt von Richard Zoozmann (1863 - 1934), der seinerzeit als Lyriker, Epiker, Dramatiker und Übersetzer recht bekannt war. Das Logo der Zeitschrift, das jenem der 'Rama-Post vom kleinen Coco' entspricht, stammt von Franz Würbel, der sich in den 30er Jahren als Werbegrafiker und Plakatkünstler einen Namen machte.
Bild rechts (Nr. 6 des 3. Jahrganges): Franz Würbel, Ramawerbung in 'Die Rama-Post vom lustigen Fips'.

Bild oben links (Nr. 9 des 3. Jahrganges): Auch Ernst Kutzer zeichnete gelegentlich für 'Die Rama-Post vom lustigen Fips'.
Bild oben mitte (Nr. 9 des 3. Jahrganges): Von Karl Pommerhanz (20.6.1857 - 1940 ), der einer der bekanntesten humoristischen Zeichner seiner Zeit war, stammen zahlreiche Titelblätter und Bildgeschichten, die an Wilhelm Busch erinnern.
Bild oben rechts (Nr. 3 des 6. Jahrganges): Titelzeichnung von Karl Pommerhanz

Bild oben links (Nr. 9 des 5. Jahrganges): Eine von zahlreichen Titelzeichnungen, die von Josef Mauder stammen.
Bild oben mitte (Nr. 2 des 3. Jahrganges): Die bekannten 'Heinzelmännchen zu Köln' von August Kopisch, illustriert von Mauder.
Bild oben rechts (nr. 3 des 4. Jahrganges): Warnung vor den Gefahren des Leuchtgases; Zeichnungen von Geilfus, Text von Wilhelm Müller-Rüdersdorf (1868 - 1945, einem seinerzeit recht bekannten Autor.

Die Rama-Post vom kleinen Coco und vom lustigen Fips werden zwar mit Teilen ihres Inhaltes zu den frühen Comics gerechnet, haben aber mit Comics nur bedingt etwas zu tun. Hingegen wird jeder Sammler alter Kinderbücher seine Freude an diesen Kinderkinderzeitungen haben.

Wenden wir uns nun dem Konkurrenzprodukt aus Kleve, der Blaubandwoche zu.

Die Blaubandwoche, Rama im Blaubandwoche

Die Blaubandwoche erschien von 1925 (1. Jahrgang) bis 1931 (7. Jahrgang). 1931 wurde sie mit Nr. 6 eingestellt und durch Rama im Blauband-Woche ersetzt. Diese Zeitschrift erlebte allerdings nur 46 Ausgaben. 'Rama im Blauband', die Marke der ehemaligen Konkurrenten, die nunmehr in der Unilever vereinigt waren, wurde ab 1932 nur mehr von den beiden Varianten der 'Rama-Post' (Coco und Fips) beworben, bis auch diese Zeitschriften 1933 eingestellt wurden.
Die 'Blaubandwoche' und 'Rama im Blauband-Woche' erschienen wöchentlich und hatten aufgeschnitten etwa das gleiche Format wie 'Der kleine Coco (Die Rama Post vom kleinen Coco)', also ca. 16 x 24 cm.

Bild oben links: Die Blaubandwoche, Eine Zeitschrift für die Familie, war eine sehr konventionelle Kinderzeitung, die sich auch an ältere Kinder richtete und umfangreiche Textbeiträge, mit zahlreichen, zunächst nicht besonders beeindruckenden Illustrationen enthielt.
Bild oben mitte: Mit der Nr. 52 des 2. Jahrganges änderte sich das Aussehen der Zeitschrift. Die Illustrationen von Emmerich Huber prägten ab dem zweiten Jahrgang die Zeitung entscheidend.
Ab Nr. 44 des 5. Jahrganges (1929) wurde nicht mehr 'Blauband, frisch gekirnt' sondern 'Rama im Blauband' beworben.
Bild oben rechts: 1931 wurde Die Blaubandwoche durch Rama im Blauband-Woche ersetzt.


Die Beispielsseiten unten können durch Anklicken des Bildes vergrößert werden.

Bild oben links (Nr. 23 des 2. Jahrganges): Titelzeichnung von Emmerich Huber. Das 'Weißfärben von Negern' ist kein bedenklicher Beitrag zur Integrationsfrage, sondern wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als völlig unproblematischer Scherz empfunden; vgl. auch: Die Darstellung Schwarzer in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur
Bild oben rechts (Nr. 23 des 2. Jahrganges): Eine von zahlreichen Bildgeschichten, die Emmerich Huber für die 'Blaubandwoche' zeichnete.

Bild oben links (Nr. 33 des 2. Jahrganges): Blaubandwerbung
Bild oben mitte (Nr. 30 des 6. Jahrganges): Rama im Blauband-Werbung
Bild oben rechts (Nr. 28 des 6. Jahrganges): Titelzeichnung
Sämtliche Zeichnungen stammen von Emmerich Huber.

Das Neueste von Onkel Jup: Die von Emmerich Huber kreierte Figur des Onkel Jup begleitete die Blaubandwoche jahrelang in Form von Bildgeschichten aber auch in bzw. als Illustration zu Textbeitägen. Gelegentlich wandte sich Onkel Jup auch direkt, sozusagen für die Redaktion sprechend an die jungen Leser.
Die Bilder oben links und rechts können durch Anklicken vergrößert werden.
Anders als der Fips, der mehrere gute Zeichner beschäftigte und zu den schönsten Kinderzeitungen dieser Zeit gehört, wurde das Erscheinungsbild der Blaubandwoche überwiegend von Emmerich Huber geprägt. Seine Bildgeschichten stehen in der Tradition der einfachen Bilderwitze mit simpler Pointe, wie sie damals seit Jahrzehnten aus diversen humoristischen Blättern bekannt waren. Trotzdem werden sie gelegentlich zu den frühen deutschen Comics gerechnet und auch die Blaubandwoche im deutschen Comicpreis-Katalog gelistet.

Mit den drei Werbekinderzeitungen der späteren "Margarine-Verkaufs-Union", Coco, Fips und Blaubandwoche wurde nicht nur ein neuer Weg in der Produktwerbung beschritten, sondern auch so nachdrücklich besetzt, dass für adäquate Werbemaßnahmen der Konkurrenz kaum Raum blieb. Dazu kommt, dass diese periodisch erscheinenden Werbekinderzeitungen eines eigenen Redaktionsstabes bedurften und an Qualität kommerziell vertrieben ähnlichen Verlagsprodukten gleichwertig oder sogar überlegen waren, was natürlich auch einen entsprechenden finanziellen Einsatz voraussetzte. Die anderen Margarineerzeuger begnügte sich also auf dem Gebiet des Beigabewesens mit kostengünstigeren und einfacheren Maßnahmen, wie Sammelbilder, Reklamemarken und kleinen in sich abgeschlossenen Heftchen, wie sie seit der Jahrhundertwende für verschiedene Produkte zum Einsatz kamen. Man denke etwa an die vielfältigen und beliebten "Ribothefte" und andere. Siehe dazu auch: Kinder und Werbung.

Oben: Solche Heftchen wurden von der Leipziger Margarinefabrik, Richard Held, in Scheuditz ihren Produkten beigelegt und warben für "Heldenstern, die feine Sahnemargarine". Ein Heft bestand aus 8 Seiten, davon vier Seiten Bilder und vier Seiten Text. Der Inhalt war unterschiedlich: Vermischte Erzählungen, Abenteuer und Märchen. Wann diese Serie erschienen ist, kann ich nicht genau sagen, es wird aber wohl vor dem ersten Weltkrieg gewesen sein, also zeitgleich mit der ersten Erscheinungsphase des kleinen Coco.

Lediglich die Vereinigten Margarinewerke Nürnberg traten den Werbekinderzeitungen der "Margarine-Verkaufs-Union" mit ihrer Hausbücherei der frischen Resi entgegen und formulierten das so:"....Nicht eine vergängliche Zeitung wollen daher die Resi-Werke ihren Freunden bringen, sondern Erzählungen berühmter Schriftsteller..." . Die umfangreiche Reihe brachte bunt Vermischtes von bilderbuchartigen Bändchen bis zu Abenteuergeschichten. Ein Band hatte etwa 30 Seiten Text, oft keine Abbildungen, warb für die Marke "Die frische Resi" und enthielt meist zusätzlich ein Kochrezept. Soweit Texte bekannter Schriftsteller 'bearbeitet' wurden, erlitten sie oft eine grausame Kürzung, um sie der vorgegebenen begrenzten Seitenzahl anzupassen. Die Reihe erschien in den 20er und 30er Jahren. Die Hausbücherei der frischen Resi, die nicht nur auf Kinder abstellte, sondern einen möglichst großen Leserkreis anzusprechen suchte, war seinerzeit weit verbreitet und recht beliebt.

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