Susanne Wenger

Susanne Wenger wurde 1915 als Tochter schweiz- österreichischer Eltern in Graz geboren. In Graz, wo sich damals eine umtriebige vorwiegend linksintellektuelle Künstlerszene gebildet hatte, besuchte sie auch die Kunstgewerbeschule. Anschließend ging sie nach Wien, um an der Akademie für Bildende Kunst zu studieren. In Wien verkehrte sie in einer politisch agierenden Gruppe um Maria Biljan-Bilger (Malerin und Bildhauerin: 1912 - 1997), die sie noch aus ihrer Grazer Zeit kannte. Sie agitierte gegen den drohenden Anschluss Österreichs an Deutschland und ging nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die innere Emigration. Es wird aber berichtet, dass sie vom Regime Verfolgte versteckte, bzw. ihnen half zu flüchten. Einen gewissen Schutz bot ihr dabei die Tatsache, dass sie auch die schweizer Staatsbürgerschaft besaß.

Unmittelbar nach Ende des Krieges entfaltete sie eine rege Tätigkeit im Rahmen der sich neu etablierenden Kunstszene. Sie publizierte in der (wie manche meinen kommunistisch ausgerichteten) Kunstzeitschrift 'PLAN'. Diese von Otto Basil (1901-1983) ab 1945 herausgegebene Zeitschrift bot Künstlern, deren Werke unter den Nationalsozialisten als 'entartet' gegolten hatten, insbesondere Surrealisten eine Plattform. Es wurden Beiträge von Ernst Fuchs, Edgar Jené, Fritz Wotruba, Susanne Wenger und Albert Paris Gütersloh abgedruckt. Die Zeitung ging 1948 in Konkurs.
1946 begann Susanne Wenger ihre Mitarbeit an der kommunistischen Kinderzeitung Unsere Zeitung und gestaltete auch für die erste Ausgabe das Titelbild.
1947 trat Susanne Wenger als Gründungsmitglied des 'Art - Club' in Erscheinung. Der 'Art - Club' war Treffpunkt für Vertreter moderner Kunst und löste sich erst 1959 auf.

1948 reiste Susanne Wenger nach Italien und hielt sich einige Zeit in der Schweiz auf. Im Heft 9/1948 (1. Mai 1948) der Unsere Zeitung ist ein Brief von ihr abgedruckt, in dem sie den Lesern begeistert über ein Kinderdorf berichtet, das sie in der Schweiz besucht hatte. In der Schweiz, wo sie in der renomierten Galerie "Des Eaux Vives" in Zurich ausstellte, fand auch ihr künstlerisches Werk (anders als im Österreich der damaligen Zeit) breitere Anerkennung.

1949 ging Susanne Wenger nach Paris, wo sie den Sprachwissenschaftler Ulli Beier kennenlernte, dessen erste Frau sie wurde. 1950 ging das Paar nach Afrika, wo Beier englische Literatur unterrichten sollte.
(Beier und seine zweite Frau, die Malerin Georgina Beier gelten als bedeutende Kenner und Förderer afrikanischer Kunst und Kultur)
Nachdem sie von einer schweren Erkrankung genesen war, wendete sich Susanne Wenger völlig der einheimischen Yoruba-Religion zu, wurde deren Priesterin und widmete ihr künftiges künstlerisches Werk hauptsächlich der Errichtung und Restaurierung heiliger Schreine und Kultstätten dieser Religion.

Erst in den letzten Jahren wurde durch zahlreiche Dokumentationen ausführlich über ihr Werk und ihr Wirken in Nigeria berichtet und sie ist dadurch auch in Österreich, wo sie zwischenzeitig weitgehend in Vergessenheit geraten war, wieder bekannt geworden.

Beiträge von Susanne Wenger, die sowohl textete als auch zeichnete, erschienen zwischen Mitte 1946 und Anfang 1949 in der UZ. Während ihre Texte nicht weiter erwähnenswert sind, waren ihre Illustrationen ungewöhnlich und für die damalige Zeit unglaublich modern. Besonders in einer Kinderzeitung, die dem damaligen recht konservativen Geschmack des Publikums entsprechend überwiegend mit putzigen Bildern illustriert wurde, wirkten die Zeichnungen Wengers auf sonderbare Weise exotisch. Wie die Kinder auf diese Zeichnungen reagiert haben, lässt sich nicht mehr sagen. Ich nehme an, sie waren fasziniert, ohne wirklich Gefallen daran zu finden. Es spricht aber für den innovativen Mut der Macher der UZ, dass sie dieses Experiment gewagt haben.

Zwei Cover, die Susanne Wenger für die UZ zeichnete.

Textillustrationen zu der Erzählung "Die Insel der Stimmen" von Stevenson. In surrealen Bildern, die durch ihre Gliederung und die knappe, fast harte Strichführung bestechen, zeichnet die Künstlerin eine höchst beängstigende Geschichte, die von der heilen Welt, wie sie sonst in kindergerechten Publikationen der Zeit vermittelt wurde, weit entfernt ist und in denen noch die Schrecken des eben erst überlebten Krieges nachklingen. Kunst dieser Art war im Wien des Jahres 1946 etwas völlig Neues.

Oben links eine ganzseitige Illustration, die Wenger 1947 für die UZ zeichnete.
Die Abbildung oben rechts zeigt die Titelblattzeichnung zu Nr. 16 aus 1947 und stammt nicht von Wenger (den Zeichner konnte ich bis jetzt nicht identifizieren). Diese Illustration macht aber deutlich, wie sehr man - besonders in den Jahren 1946/47 bereit war, modernen Kunstrichtungen Raum zu geben. Diese Aufbruchsstimmung machte offenbar bald der Erkenntnis Platz, dass solche Bilder nicht dem entsprachen, was sich das Publikum von einer Kinderzeitung erwartete und man griff zunehmend auf konventionellere Illustrationen zurück (links: ein Titelblatt von Hella Schiefer).
Unten: das von Susanne Wenger gezeichnet Titelblatt für die erste Ausgabe der UZ

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