Der Regenbogen

Eine Wochenschrift für Kinder

Der Regenbogen erschien ab 15. November 1924 wöchentlich in Wien. Herausgeber, Eigentümer, Drucker und Verleger war die "Steyrermühl", Papierfabriks- und Verlagsgesellschaft, die 1938 arisiert und nach dem Krieg der kommunistischen Partei Österreichs überlassen wurde, die dort unter anderem die bekannte Kinderzeitung Unsere Zeitung herausbrachte.
Das Format war etwas größer als DIN A4.
Als Chefredaktrice firmierte Frau Christine Olden-Fournier.
Der 1. Jahrgang umfasst 59 Ausgaben und zwar von Mitte November 1924 bis Ende Dezember 1925. Diese Hefte tragen keine Jahrgangsbezeichnung.
Der 2. Jahrgang entspricht dem Kalenderjahr 1926 und ist auch als 2. Jahrgang bezeichnet.
Der 3. Jahrgang entspricht dem Kalenderjahr 1927 und ist auch als 3. Jahrgang bezeichnet. Das letzte mir vorliegende Heft ist aus 1927. Über den weiteren Verlauf der Zeitschrift ist (mir) nichts bekannt.
Bereits Ende 1926 war es zu einem Verlagswechsel gekommen. Nunmehr schien Christine Olden-Fournier als Eigentümerin und Verlegerin auf.
Der heute noch vorhandene Bestand an Exemplaren läßt den Schluss zu, dass die Auflagenzahlen 1924/25 relativ hoch waren, gegen Ende 1926 aber deutliche Einbrüche erlitten. Ich vermute, dass Ursache dafür die ab dieser Zeit herauskommenden Werbekinderzeitungen des Verlages Steinsberg waren, die bald weite Verbreitung fanden und sich inhaltlich sehr von den bis dahin bekannten traditionellen Kinderzeitschriften, zu denen auch Der Regenbogen gehörte, unterschieden.
Der Regenbogen brachte vermischte Beiträge, Fortsetzungsgeschichten, Wissenswertes, Rätsel, und Bildgeschichten, wies aber anders als die bereits comicähnlichen Werbekinderzeitungen einen hohen Textanteil auf. Es finden sich sehr viele österreichspezifische Themen.
Von kunsthistorischem Interesse ist der ansonst recht konventionell gemachte Regenbogen durch die Mitarbeit des Malers und Schriftstellers Uriel Birnbaum von Ende 1925 bis Ende 1926

Der Künstler Uriel Birnbaum

Uriel Birnbaum wurde 1894 in Wien als jüngster Sohn des jüdischen Philosophen Nathan Birnbaum, von dem der Ausdruck 'Zionismus' stammt, geboren.
Etwa ab 1916 war Uriel Birnbaum, der während des ersten Weltkrieges schwer verwundet wurde und invalid blieb, in Wien als Graphiker, Plakatzeichner, Maler und Dichter tätig.
Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland musste er in die Niederlande flüchten, wo er zeitweise im Verborgenen lebend den zweiten Weltkrieg überstand.
1956 verstarb er in Amersfoort (Niederlande) und hinterließ ein umfangreiches graphisches und literarisches Werk.
Reproduktionen des im Original verschollenen 50 teiligen Bildzyklus 'Moses', der als einer der Höhepunkte seines Schaffens gilt, schmücken das Uriel Birnbaum Auditorium im jüdischen Museum in Eisenstadt.
Im 10. Wiener Gemeindebezirk ist die Birnbaumgasse nach dem Künstler benannt.

Für die Mitarbeit Birnbaums am Regenbogen gilt dasselbe, was auch bei anderen Kinderzeitungen, die von (später) bekannten Autoren und ZeichnerInnen mitgestaltet worden waren, auffällt. Diese Arbeiten sind, obwohl teilweise recht qualitätvoll, weitgehend in Vergessenheit geraten.

Die Abbildungen oben zeigen drei Beispiele von zahlreichen Titelblättern, die Birnbaum 1926 in der für ihn typischen Maltechnik für den Regenbogen schuf (links: Die Gloriette in Schönbrunn, mitte: Winterliche Straßenszene, rechts: Der 'Graben' in der Wiener Innenstadt).

Die Vorliebe des Künstlers Bildzyklen in farbiger Tusche zu malen und dazu auch den Text selbst zu schreiben, fand auch im Regenbogen ihren Niederschlag.
Birnbauer zeichnete eine Reihe von ganzseitigen Bildgeschichten, in denen verschiedene Tiere vorgestellt und in launig - belehrender Weise beschrieben werden. Jede Episode besteht aus sechs Bildern, die mit untergesetzten, gereimten Vierzeilern versehen sind.

Unten Ausschnitte aus den Episoden 'Das Nilpferd und 'Der Seestern'

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