Zeitschleifengeschichten gehören zu den exquisitesten Varianten des Genres: Die Reise geht nirgendswohin, sondern immer nur im Kreis. Der Protagonist erkennt plötzlich, dass er denselben Zeitabschnitt - etwa einen bestimmten Tag - immer wieder erlebt. Was er auch anstellt, wie er sein Verhalten auch ändert, wenn er erwacht, beginnt derselbe Tag von neuem, er trifft dieselben Leute und sieht sich vor dieselben Situationen gestellt wie schon oftmals zuvor. Erst wenn es ihm gelingt, das Richtige zu tun, kann er
durchbrechen und seinen natürlichen Weg in die Zukunft fortsetzen; andernfalls ist er in einer Art Hölle gefangen, der er nicht entrinnen kann.
Der Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" ( 1993 ) nimmt sich auf geistreiche Weise dieses Themas an. Der grantige Wetterreporter Phil, der mit einem Fernsehteam über den sogenannten Murmeltiertag in einem abgelegenen Kaff berichten soll, stellt als einziger fest, dass alle in einer Zeitschleife gefangen sind und denselben Tag immer wieder erleben. Diese Gelegenheit benutzt er, um seine hübsche, kühle Kollegin herumzukriegen. Aber obwohl er eine unbegrenzte Anzahl von Versuchen zur Verfügung hat, ist die Sache gar nicht so einfach und langsam beginnt sich Phils Einstellung seinen Mitmenschen gegenüber zu ändern.
Eine recht gute Actionversion desselben Themas bietet der gleichfalls aus dem Jahre 1993 stammende Film "12:01". Der Buchhalter Barry muss in einer Zeitschleife festsitzend täglich erleben, wie die von ihm verehrte Wissenschaftlerin Lisa erschossen wird, ohne dass er sie retten kann. Erst als es gelingt, den Bösewicht, der die Zeit mittels einer Maschine manipuliert hat, unschädlich zu machen, kommt es zum Happy End, die Zeitschleife wird durchbrochen und Lisa gerettet.
In dem Filmmärchen "Lola rennt" (BRD 1998) muss Franka Potente von demselben Handlungspunkt aus immer wieder losrennen um ihren Freund zu retten, bis sich der Handlungsablauf soweit verändert hat, dass die Katastrophe abgewendet werden kann.
Michael Moorcook`s bekannter Roman "I.N.R.I oder die Reise mit der Zeitmaschine" ist nicht als Zeitreiseabenteuer im traditionellen Sinn angelegt, sondern es geht dem Autor mehr darum in zahlreichen Rückblenden auf die massiven psychischen Probleme seines Helden dessen seelische Befindlichkeit zu schildern. Trotzdem lässt sich an dieser Geschichte besonders deutlich das Zeitreiseparadoxon zeigen.
Ein Mann reist in die Vergangenheit, um Jesus Christus zu sehen, findet aber nicht den verehrungswürdigen Messias, sondern bloß den geistig zurückgebliebenen Sohn eines gar nicht heiligmäßigen Zimmenmannsehepaares vor. Er gerät unter den Einfluss eines Propheten, den sie Johannes den Täufer nennen, und der dringend eine Gallionsfigur für den von ihm geplanten Aufstand gegen die Römer sucht. Der Reisende lässt sich in diese Rolle drängen, akzeptiert, dass man ihn Jesus nennt und beginnt die Erzählungen der Evangelien zu verwirklichen, bis er schließlich am Kreuz den Tod findet.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem der Reisende in die Vergangenheit aufbricht, ist der Kreuzestod Jesu seit etwa 2000 Jahren eine historische Tatsache. Jesus - oder der Zeitreisende - muss daher schon einmal gekreuzigt worden sein. Trotzdem ist es erst der neuerliche Kreuzestod des Reisenden, der diese Tatsache schafft. Sobald er aber am Kreuz gestorben ist, muss er notwendigerweise 2000 Jahre später wieder geboren werden, weil er sonst nicht in die Vergangenheit reisen könnte um ( neuerlich ? ) seine Passion zu erleiden. Handelt es sich hier vielleicht ebenfalls um ein Zeitschleifenphänomen?
Dieselbe Frage stellt sich bei dem Film "Das Jesusvideo" nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Eschbach. Der Held der Geschichte entdeckt bei Ausgrabungen im heiligen Land - wie er später erkennt - sein eigenes 2000 Jahre altes Skelett und später eine Videokamera, die die Jahrtausende überdauert hat, mit sensationellen Aufnahmen. Als er einen Unternehmer kennenlernt, in dessen Firma über die technische Realisierbarkeit von Zeitreisen geforscht wird, werden die Zusammenhänge deutlich.
Es ist überhaupt zu befürchten, dass Zeitschleifen eine weitaus häufigere Erscheinung sind, als bisher angenommen. Wenn Sie das Gefühl haben, diese Zeilen schon einmal gelesen zu haben und ein Tag wie der andere ist, sollten Sie sich ernsthafte Gedanken zu dieser Frage machen.
'Und täglich grüßt das Murmeltier': Bei dieser kühlen Schönen müsste doch etwas zu machen sein - wenn man nur genug Zeit hat, weil der entscheidende Tag immer wieder neu beginnt. |
Zeitlöcher, durch die man unversehens fällt und Zeitschleifen in denen man hängenbleiben kann sind zwar sehr spektakulär, aber die gute alte Zeitmaschine verspricht doch ein kontrollierteres Reisen durch die Zeit. Es genügt in der Regel, die gewünschten Zeitkoordinaten einzugeben, auf einen Knopf zu drücken und schon ist man da- im alten Rom zum Beispiel. Eine Frage drängt sich allerdings auf: Wo ist denn das alte Rom heutzutage? Irgendwie muß es doch noch irgendwo sein, sonst könnte man nicht einfach real hinreisen!
Stephen King hat in "Langoliers,Verschollen im Zeitloch" eine überraschende Antwort gefunden. Wenn die Gegenwart und mit ihr alle Menschen, die in ihr leben, in die Zukunft gleiten, bleibt eine menschenleere Vergangenheit zurück, in der alle Dinge einem raschen Verfall preisgegeben sind. Sogar das Flugzeugbenzin, das man dringend zur Flucht braucht wird zunehmend kraftloser. Und in die Gegenwart zurückflüchten sollte man rasch. Denn schon rasen die furchtbaren Wächter der Zeit heran, um die Reste der vergangenen Wirklichkeit und alles was noch in ihr ist, mit ihren messerscharfen Zähnen auffressen. Ausnahmen werden da keine gemacht.
Auf diese Weise werden Zeitreisen in die Vergangenheit nachhaltig unterbunden: Das alte Rom ist eingültig weg und kann nur mehr in unserer Fantasie erreicht werden. Allerdings belegen unzählige Geschichten über tadellos funktionierende Zeitmaschinen, die geradezu einen
ausgelöst haben, das Gegenteil.
Der Film "Timeescape" (1992) berichtet von Zeitreisenden, die ein recht ausgefallenes Hobby haben: Katastrophentourismus. Sie waren dabei, als Pompeji verschüttet wurde, als das große Erdbeben San Franzisko zerstörte, Hannibal die Alpen überquerte oder die Titanic unterging. Doch was suchen sie in einer amerikanischen Kleinstadt? Ein Mann kommt hinter ihr Geheimnis, doch niemand will ihm glauben, dass ein Disaster seine Stadt erwartet.
Michael Crichton erzählt in seinem auch erfolgreich verfilmten Buch "Timeline" folgende Geschichte: Vier Achäologiestudenten arbeiten in Frankreich an einer Ausgrabungsstätte - einem mittelalterlichen Schlachtfeld. Als ihr Professor verschwindet, stellt sich heraus, dass er mit einer Zeitreisemaschine genau an diesem Ort gelandet ist - allerdings 500 Jahre früher! Die vier reisen ihm nach, um ihn aus der gefährlichen Zeit der Ritterkriege zu befreien.
Ein bekannter Zeitreisender ist auch Arnold Schwarzenegger, der als (böser) "Terminator 1" (1984) in die Vergangenheit reist um durch einen Mord die Situation in seiner Zukunft zu klären und als (guter) "Terminator 2" und "Terminator 3" um eben diesen Mord zu verhindern.
Ein anderes Beispiel ist das beklemmende SF-Rätsel "Twelve Monkeys" (1995), in dem Bruce Willis in die Vergangenheit zu dem unausweichlichen Rendezvous mit seinem eigenen Tod muss, den er in seinen Träumen bereits vorhersieht. ( Weil er ihn schon einmal erlebt hat ?)
Nicht zu vergessen der Dreiteiler "Zurück in die Zukunft" (1985, 1989 und 1990), in welchem ein Auto als Zeitmaschine dient. Der Teenager Marty setzt sich ans Steuer des Flitzers und...: Fünf Sekunden später sind 30 Jahre früher - Marty findet sich in seiner Heimatstadt Mitte der 50er Jahre wieder.
In dem Film "Millenium - Entführung in die Zukunft" (1989 ) reisen Menschen des vierten Jahrtausend in die Vergangenheit um aus abstürzenden Flugzeugen todgeweihte Passagiere zu rauben, die der mangelnden Fortpflanzungsfähigkeit der Menschheit in der Zukunft abhelfen sollen.
Die Aufzählung ließe sich fast beliebig fortsetzen und lässt erkennen, dass Zeitreisen zu einem Massenphänomen geworden sind.
Nun gehören Zeitreisen nicht gerade zu den Formen des sanften Tourismus. Besonders bei Reisen in die Vergangenheit ist mit nicht ungefährlichen Risken und Nebenwirkungen zu rechnen.
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Risken und Nebenwirkungen von Zeitreisen
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