Gezeichnete Anaglyphen und 3 D- Comics


Der Einsatz von Anaglyphenbildern unter Zugrundelegung fotografischer Aufnahmen reicht von der Rasterelektronenmikrographie (oben links) über Landschafts- und Personenfotografie bis hin zu kartographischen Darstellungen. Hingegen stellen gezeichnete Anaglyphen einen Sonderfall dar:
Oben (mitte und rechts) ein russisches Geometriebuch aus den 40er- Jahren und ein deutsches Geometriebuch aus den 60er- Jahren, in welchen unter Einsatz der Anaglyphentechnik versucht wird, Konstruktionsmethoden durch deren dreidimensionale Darstellung an geometrischen Figuren zu erklären.


Wenn Sie eine 3 D- Brille verwenden, betrachten Sie bitte die folgenden Bilder ganz entspannt und warten Sie einige Sekunden, bis sich der Raumeindruck einstellt. Verändern Sie erforderlichenfalls die Entfernung zum Bildschirm.

Das Problem bei gezeichneten Anaglyphenbildern besteht darin, dass fließende Tiefenübergänge, so wie sie bei Stereofotografien ganz von selbst entstehen, schwer darzustellen sind.

Links ein Beispiel für die zeichnerische Darstellung eines fließenden Tiefenüberganges des für seine Anaglyphenzeichnungen berühmten Amerikaners Ray Zone.
Im allgemeinen wird aber mit mehreren Tiefenebenen gearbeitet, in denen die Bildelemente, je nach ihrer gewünschten Entfernung vom Betrachter angeordnet werden, wodurch bisweilen der deutliche Eindruck entsteht, als ob flache Kulissen hintereinender aufgereiht wurden (Bild rechts).

Die beiden Bildausschnitt stammen aus dem Comicheft "Tor und Chee-Chee" (1953/54). Der Kulisseneffekt ist deutlich zu erkennen, wobei sich auch bei diesen, hier sehr gekonnt gezeichneten Anaglyphen dramatische Effekte erzielen lassen, wenn ein Bildelement aus dem sogenannten Scheinfenster herausragt.


1953 erschien in Amerika mit der "Mighty Mouse", von der es auch eine Deutsche Ausgabe gab (unten, zweites Bild - bitte anklicken), das erste 3D-Comic und setzte noch heute gültige Maßstäbe.

Der Erfolg, den 3D-Filme und Comics nach dem Anaglyphenverfahren hatten, führte dazu, dass auch in Deutschland in den Jahren 1953/54 einige 3D-Comics veröffentlicht wurden.

Besondere Beachtung verdienen die 3D-Beilagen zu der auflagenstarken Kinderzeitung Unsere Zeitung (1954), die sehr liebevoll gestaltet wurden und seinerzeit eine echte Novität waren. Die Bilder können durch Anklicken etwas vergrößert dargestellt werden.

Nachdem die 3 D- Beilagen in der UZ ein Erfolg waren, brachte der Globusverlag 1955 drei Bändchen heraus, die mit Anaglyphenbildern illustriert waren.


Danach flaute die Begeisterung rasch ab, obwohl gelegentlich immer wieder solche Publikationen auftauchen, beispielsweise Micky Maus, Nr.43 aus 1994 oder Nr.4 aus 2002, konnten sich Anaglyphencomics nie wirklich durchsetzen und werden eher als Spielerei und nicht als eigenständige Publikationsform angesehen.

Damit teilen Anaglyphencomics letzlich das Schicksal der Stereofotografie, die noch bis Anfang der 50-Jahre sehr beliebt war und zwischenzeitig nur noch von wenigen Spezialisten betrieben wird. Dennoch ist offenbar jede Generation von den optischen Effekten, die mit der Stereoskopie möglich sind, aufs Neue fasziniert. Wenn Sie Interesse daran haben, zeige ich Ihnen einige optische Spielereien zu diesem Thema.

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