Über das Sammeln von Kinderbüchern, Kinderzeitungen und Comics

Tips für Anfänger von einem



Sammeln und Schmökern

Gesammelt wird alles Mögliche: Von Bierdeckeln über Briefmarken oder Weckeruhren bis hin zu alten Autos. Gemeinsam ist dieser vielfältigen Sammlergemeinde ein für andere Menschen nur schwer nachvollziehbarer, geradezu suchtartiger Sammeltrieb, der in vielen Fällen schon bedenkliche Ausmaße annimmt. Ich sage Ihnen das gleich am Anfang, damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie zu sammeln beginnen. Natürlich muss es nicht so weit kommen. Unzählige angefangene Sammlungen, an denen ihre Besitzer jedes Interesse verloren haben, zeugen davon. Aber verlassen Sie sich nicht darauf, dass auch Sie so leicht - und im wahrsten Sinne des Wortes billig - davonkommen.

Das Sammeln von Büchern im Allgemeinen und von Kinderbüchern im Besonderen hat seinen speziellen Reiz. Denn es geht nicht nur darum, ein solches Buch zu besitzen und als Objekt seiner Sammlung einzuverleiben, sondern man soll sich damit beschäftigen, darin schmökern, die Bilder betrachten und sich Gedanken über die Zeit machen, in der das Buch entstanden ist und wie es wohl damals auf die jungen Leser gewirkt haben mag. Kinder sind nämlich sehr unnachsichtige Leser. Ein Buch das langweilt, oder aus welchen Gründen auch immer nicht gefällt, fliegt in die Ecke und bleibt auch dort, selbst wenn die beleidigten Eltern, die das Buch unter den Weihnachtsbaum gelegt haben, ständig darauf hinweisen, wie lustig, interessant, schön, oder was auch immer dieses Büchlein doch sei. Ich wage die Behauptung, dass ein Kinderbuch, das Anklang bei der jungen Leserschaft - und nicht nur bei den Erwachsenen - findet, schon etwas Besonderes an sich haben muss, das wert ist, sich näher damit zu beschäftigen.
Kinderbücher und Kinderzeitschriften sind darüberhinaus, dort, wo sie sich nicht bloß auf die Wiedergabe tradierten Themen, wie Volksmärchen und dergleichen beschränken, hochinteressante Zeugen ihrer Zeit, die aus einer ganz ungewohnten Perspektive dargestellt wird.

Wenn Sie sich also dazu entschließen, Kinderbücher und/oder Kinderzeitschriften zu sammeln, ist natürlich die Frage, wo beginnen.



Was soll ich sammeln?

Sie können sich von Anfang an beschränken und nur bestimmte Gebiete sammeln. Also etwa nur Bilderbücher, Märchenbücher oder Schulbücher, oder Bücher einiger ausgewählter Autoren und Zeichner, oder sie konzentrieren sich auf eine bestimmte Zeitepoche oder Region. Eine Alternative wäre auch, nur Kinderzeitschriften zu sammeln oder sich überhaupt zu spezialisieren wie etwa auf kindergerechtes Werbematerial. Die Möglichkeiten sind zahlreich. Aber machen wir uns nichts vor. Wenn Sie wirklich sammelsüchtig werden, wird Ihre Sammlung nach allen Richtingen wachsen und wachsen....
Was uns zur nächsten Frage führt: Wohin mit dem ganzen Zeug, wie sollen diese Schätze am besten verwahrt werden?

.......und wohin damit?

Büchersammler sollten viel Platz haben. Sie haben eine Bücherwand in der Sie gut und gern noch hundert oder mehr Bücher unterbringen können? Sie glauben das reicht? Für den Anfang sicher. Aber stellen Sie sich vor, sie haben ein Sammlerhobby gefunden, das sie Jahre und Jahrzehnte begleitet. Ich kenne etliche Sammler, die einige tausend Bücher (nicht unbedingt nur Kinderbücher) ihr eigen nennen, gar nicht gerechnet die Zeitschriften, Comics, Groschenhefte und dergleichen. Man sollte sich daher möglichst von Anfang an darüber Gedanken machen, wo und wie man seine Sammlung lagern will.
En guter Rat: Vergewissern Sie sich, dass ihr Lebenspartner bereit ist, ihre Sammlerei zumindest wohlwollend zu tolerieren; sonst sind Konflikte vorprogrammiert.
Im Idealfall besitzen Sie ein einen separaten Raum, das kann auch ein ausgebauter Dachboden sein, wo Sie gut übersichtlich und wohlgeordnet eine eigene Bibliothek einrichten.
Aber es ist so, wie sonst auch im Leben. Kaum hat einer Schätze angehäuft, muß er sich Gedanken darüber machen, wie er sie schützt. Und alles, was aus Papier, Pappe, Leinen oder Leder gefertigt ist, wird von vielen Gefahren bedroht. Um nur die üblichsten zu nennen, ganz abgesehen von Katrastophen wie Feuer und Überschwemmungen: Feuchtigkeit, Staub, Tabakrauch, direktes Sonnenlicht und Tierchen wie beispielsweise Mäuse oder Silberfischchen, die Ihre Bücher zerfressen wollen.

Wie soll ich meine Bücher verwahren?

Spitzweg: Der Bücherwurm


Wählen Sie daher einen Raum, der trocken und gut belüftbar ist. Die Bücherregale sollen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein. Direktes Sonnlicht führt innerhalb kurzer Zeit, oft nur in wenigen Wochen, zu irreversibler Papieralterung, Brüchigkeit, Vergilbung und Bleichung. Offene Bücherregale sind billiger und zudem anheimelnd, geschlossene Schränke bieten aber mehr Schutz vor Staub und Licht. Es besteht die Möglichkeit manche Objekte zusätzlich in Schachteln, die man in allen Größen zu kaufen bekommt, oder anfertigen lassen kann, übersichtlich zu lagern. Zeischriften, die nicht gebunden sind, sollte man nicht ungeschützt in Stößen aufbewahren, sondern in passenden Schachteln oder Mappen aus fester Pappe. Häufig werden dünne Bücher oder Hefte auch in Plastikhüllen, manchmal zusätzlich gestützt durch ein passendes Pappendeckelstück aufbewahrt. Das ist praktisch und bietet besonders bei Heften einen guten mechanischen Schutz, aber manche Plastikhüllen sondern im Laufe der Zeit säurehaltige Verbindungen ab, die dem Papier schaden können.
Völlig verboten ist es, im Bücherzimmer zu rauchen. Die ungeschützten Bücher nehmen nicht nur den Geruch an, sondern weisen bald auch Verfärbungen und im schlimmsten Fall einen schmierigen braunen Belag auf glatten Flächen auf.
In jedem Fall sollten Sie Ihre Sammlung regelmäßig kontrollieren, um drohenden Schäden, nicht zuletzt durch tierische Schädlinge, rechtzeitig entgegenwirken zu können.

Was kostet das eigentlich?

Spitzweg: Der Antiquar




ZVAB

Wir müssen übers Geld reden.
Ihre Sammlertätigkeit braucht insbesondere am Anfang nicht teuer sein. Aber Lehrgeld werden Sie wahrscheinlich schon bezahlen müssen. Damit das nicht allzu hoch ausfällt, informieren Sie sich am besten vor einem Kauf über die Preise. Lehrreich kann es dabei sein, einige Zeit die Auktionen bei Ebay zu beobachten. Bietet Ihnen ein Händler oder ein Sammlerfreund ein teures Stück als Schnäppchen an, oder will er Ihnen etwas "das nicht besonders viel wert ist" billig abkaufen, seien Sie vorsichtig, wenn Sie nicht genau Bescheid wissen; verschenkt wird nämlich nichts - ganz im Gegenteil. Anfänger zu rupfen, gilt manchen als Kavaliersdelikt.

Der Preis eines antiquarischen Buches hat unmittelbar weder mit seinem Alter, noch mit seiner Seltenheit zu tun, sondern richtet sich ausschließlich nach Angebot und Nachfrage. Es kann also ein altes, vielleicht auch seltenes Buch, das Ihnen sehr interessant vorkommt, verhältnismäßig billig sein, wenn sich sonst niemand dafür interessiert. Auf der anderen Seite gibt es Druckwerke, die in hoher Auflage erschienen sind, von denen auch noch ein reicher Bestand vorhanden ist, die aber stark nachgefragt werden, weil ihr Besitz von vielen Sammlern geradezu als 'Pflicht' angesehen wird. Hier treten dann Preise auf, die ausschließlich als Sammlerpreise zu verstehen sind und in keiner vertretbaren Relation zu Inhalt und Qualität stehen. Eines der bekanntesten Beispiel dafür ist das Heft Micky Maus Nr. 1 aus 1951, das 'Kult' geworden ist. In sehr gutem Zustand ist dafür ein Katalogpreis zwischen 7- und 8000 Euro anzunehmen. Zeitgleiche Kinderzeitungen, die keineswegs höhere Auflagezahlen hatten und die für den Sammler von Kinder- und Jugendliteratur viel interessanter sind, bekommt man hingegen schon um ein paar Euro.

Es kann daher eine vernünftige Entscheidung sein, zumindest am Beginn der Sammlertätigkeit nicht mit der Masse mitzulaufen und das im Original kaufen zu wollen, was die meisten anderen auch suchen, sondern sich vorerst mit einem Nachdruck oder einer Reprintausgabe zu begnügen. Mit dem ersparten Geld können Sie sich wahrscheinlich so manches andere schöne Stück kaufen, das Ihnen mehr Freude macht.

Lassen Sie sich von niemandem einreden, Ihre Sammlung sei eine Wertanlage.
Wenn Sie im zentralen Verzeichnis antiquarischer Bücher (oben habe ich das Suchfeld eingefügt) oder sonst in einem Antiquariat einen Preis erheben, ist das der Preis, den der Kunde bezahlen soll. Auf keinen Fall aber der Preis, den Sie bekommen, wenn Sie etwas verkaufen wollen. Als Richtwert können Sie annehmen, dass Sie beim Verkauf an einen Händler kaum mehr als 20% von dem bekommen, was der Händler seinerseits verlangen wird. Das ist auch selbstverständlich, denn der Händler muss sein Geschäftslokal betreiben, hat Abgaben zu leisten und will schließlich von seiner Arbeit auch leben. Das muss der Kunde bezahlen. Dazu kommt, dass der Händler zwar sofort bezahlen muss, aber nicht immer sicher abschätzen kann, wann er die Ware weiterverkaufen wird können.
Haben Sie die Möglichkeit von einem Privaten zu kaufen, bei dem diese Kostenfaktoren keine Rolle spielen, sollten Sie daher nur in begründeten Ausnahmefällen das bezahlen, was auch ein Händler verlangen würde. Ansonst sind etwa 60% des Händlerpreises ein vernünftiger Kompromiss. Das gilt natürlich auch für Sie selbst, wenn Sie von Privat an Privat verkaufen.
Dazu kommt, dass der Wert Ihrer Sammlung (das gilt besonders für Comics) auch von Marktentwicklungen abhängig ist, die beeinflußbar sind. Vor einigen Jahren wurde der Katalogwert für Comics der Zustandsstufe 3 halbiert, um den Absatz anzukurbeln. Viele Sammlungen verloren dadurch schlagartig 50 % ihres Katalogwertes. Realisierbare Wertsteigerungen sind hingegen die Ausnahme, mit der Sie nicht rechnen sollten.
Meist werden Sie erheblich verlieren, wenn Sie eine Sammlung auflösen. Besonders verlustträchtig ist die Situation (aber darüber wollen Sie als Sammler gar nicht nachdenken), wenn Erben, die sich damit nicht richtig auskennen, den ganzen Krempel rasch loswerden und den Erlös untereinander aufteilen wollen.
Sollten Sie also wirklich eine Sammlung auflösen wollen, die - das ist Voraussetzung - aus brauchbaren Sammlerstücken besteht, wäre eine Alternative, ein Auktionshaus dafür zu interessieren. Da Auktionshäuser über entsprechende Experten verfügen, die sich mit dem Wert auskennen und ein möglichst hohes Meistbot (nach dem sich die Gebühren richten) anstreben, sind dadurch auch Ihre Interessen bestmöglich gewahrt. Das Wiener Dorotheum etwa führt regelmäßig Comic und Buchauktionen durch.

Der sogenannte Händlerpreis für Bücher ist eine Erfahrungssache; es gibt beim Kinderbuchantiquariat keinen allgemeinen Preiskatalog. Haben Sie daher ein bestimmtes, etwas teureres Buch im Auge, schauen Sie am besten bei verschiedenen Internetanbietern nach, wie die jeweiligen Preisvorstellungen sind und allenfalls welche Preise dieses Buch in letzter Zeit bei Internetauktionen erzielt hat. Dann werden Sie eine ungefähre Vorstellung vom aktuellen Marktwert gewinnen.

Für Comics und abenteuerliche Romanhefte gibt es regelmäßig erscheinende Preiskataloge. Der allgemeine deutsche Comicpreiskatalog erscheint jährlich und wird überwiegend von Händlern gemacht, die naturgemäß ihre eigenen Interessen nicht vernachlässigen. Trotzdem bietet er gute Anhaltspunkte für die Preisrelationen und ist, weil er praktisch alle deutschsprachigen Comics detailliert auflistet, für den einschlägigen Sammler unentbehrlich.
Der Comic Preiskatalog gibt drei zustandsabhängige Preise an, von 'sehr gut' über 'gut' bis 'schlecht erhalten'. Der 3. Preis beträgt etwa 25% des 1. Preises. Dazu kommen drei weitere, der freien Vereinbarung unterliegende Preise, nämlich 0 für druckfrische Exemplare und am unteren Ende der Skala 4 für 'sehr schlechte Erhaltung' und daher nur mehr 'bedingt sammelwürdig' und 5 für 'nicht mehr sammelwürdig'.

Zu erwähnen ist, dass auch zahlreiche Kinderzeitungen, soferne sie nur irgendwelche Bildgeschichten enthalten, insoferne den Comics zugerechnet werden, als sie in den Comic Preiskatalog aufgenommen wurden. Das hat einerseits dazu geführt, dass die Preise deutlich angezogen haben, andererseits sind aber jetzt auch viele Ausgaben, die man früher einfach nicht bekommen konnte, auf dem Markt verfügbar.
Nur damit kein Mißverständnis aufkommt. Die Katalogpreise sind natürlich Händlerpreise und im Allgemeinen nicht das, was Sie sich als Privater beim Verkauf erhoffen können.

Was heißt "sammelwürdig"?


Der Preis ist also auch zustandsabhängig. Das ist sehr deutlich bei Comics ausgeprägt, wo man ein starkes Preisgefälle zwischen den Zustandsgruppen findet. Es gibt gar nicht wenig Comicsammler, die nur Hefte im Zustand 0 oder 1 wollen und alles andere verschmähen. Wenn Sie sich dieser Fraktion anschließen, werden Sie viel Geld brauchen und wenig Beschäftigung mit Ihren Erwerbungen haben. Denn solche Hefte werden sorgfältig gelagert und nur an hohen Festtagen neiderfüllten Sammlerkollegen kurz gezeigt - wenn überhaupt. Um ehrlich zu sein, für einen Bücherwurm ist das nichts. Natürlich will niemand ein Buch, das dreckig, zerfetzt oder unvollständig ist. Aber abgesehen davon, ist es ganz in Ordnung, wenn ein Buch, das etliche Jahrzehnte alt ist und gelesen wurde, auch entsprechende Gebrauchsspuren aufweist. Das gilt ganz besonders für ein Kinderbuch, dem man oft ansieht, das es vor vielen Jahrzehnten von einem Kind (wo mag es jetzt wohl sein?) heiß geliebt wurde.
Die möglichen Mängel werden in Angebotsbeschreibungen beispielsweise so angegeben: Für den Einband: Berieben, bestoßen, seltener: bespielt, angestaubt, geknickt; für die Bindung: Buchblock gelockert oder lose, aufgegangen, lose Seiten, im Gelenk gebrochen, aufgerissen; allgemeine Mängel: vergilbt, stockfleckig, zerrissen, angestaubt, fehlende Seiten, fingerfleckig (ja ja, auch Ihre halbwegs sauberen Finger können empfindlichem Papier schon Schaden zufügen), Textverlust (es fehlt ein Stück einer Seite mit Text), deutliche Gebrausspuren, noch sammelwürdig (also nicht besonders gut) usw. Vereinzelt greifen Anbieter von Büchern auch auf die Zustandsgruppen , so wie sie bei Comics üblich sind (meist 1 bis 4), zurück.

Gebundene Zeitschriften sind meist beschnitten, dafür aber deutlich billiger als die Summe der entsprechenden Einzelexemplare und haben den Vorteil, dass die enthaltenen Hefte besser geschützt waren und dass man sie leichter aufbewahren und darin schmökern kann.
Mängel führen natürlich auch bei antiquarischen Büchern zu Preisminderungen, die aber bei weitem nicht so stark ausfallen, wie bei Comics.
Nicht kaufen sollten Sie Bücher mit Schimmelbefall, der gesundheitsgefährdend sein kann, oder mit deutlich muffigem Geruch, der durch schlechte Lagerung in einem feuchten Raum entsteht. Sie bekommen den Geruch nicht weg, er wird aber von anderen Büchern angenommen. Stockflecken werden durch Schimmelpilze verursacht und können nur durch Spezialbehandlung entfernt werden. Stark verschmutzte, zerrissene oder gar unvollständige Bücher mit fehlenden Seiten sollten Sie auch meiden und nur in Ausnahmsfällen zu sehr günstigen Konditionen erwerben.
Ansonst bleibt es Ihnen selbst überlassen, welche Zustände Sie noch akzeptieren und für sammelwürdig halten.
Weil Sie aber wahrscheinlich bald Bücher und Hefte mit den verschiedensten Mängeln haben werden, werden Sie sich fragen, ob man da nicht etwas machen kann.

Wie restauriere ich richtig?

Sie wollen wissen, wie Sie Ihre Bücher und Hefte am besten restaurieren? Wenn Sie schon so fragen ist die Antwort eindeutig: Überhaupt nicht, weil Sie es nicht können.
Fast jeder Sammler erliegt irgendeinmal der Versuchung sich mit Schere, Messer, Kleister und Klebebändern über seine Hefte und Bücher herzumachen um sie von den ärgsten Mängeln zu befreien. Der Schaden ist oft größer als der Nutzen. Eine nennenswerte zustandsbezogene Wertsteigerung ist hingegen kaum zu erreichen.
Weil Sie wahrscheinlich vorerst keine solchen Sammelobjekte haben werden, die den Einsatz eines (entsprechend teuren) Buchrestaurators wirtschaftlich rechtfertigen, sollten Sie sich dort, wo Sie eine Renovierung für unumgänglich halten, das wird meist bei beschädigten Einbänden und Bindungen der Fall sein, einem Buchbinder anvertrauen. Viele kleinere Buchbindereien übernehmen solche Aufträge zu durchaus moderaten Preisen und mit sehr ansprechendem Ergebnis. Ansonst lassen Sie die Dinge einfach so wie sie sind.
Da aber zu befürchten ist, dass Sie nicht auf mich hören werden, sage ich Ihnen etwas zu den Renovierungsmethoden, auf welche die meisten Anfänger verfallen.

Verwenden Sie nach Möglichkeit geeignetes Papier und papierverträglichen Kleber. Plastikklebebänder sind problematisch. Vor Jahrzehnten wurden viele Bücher und Hefte mit den damals üblichen Tixo-Bändern oder ähnlichen Produkten geklebt und schauten auch ganz ordentlich aus. Im Lauf der Zeit wurden die Chemikalien der Klebeseite vom Papier aufgesogen, die Bänder trockneten aus und fielen oft ab. Das Papier wurde durch die Einwirkungen der Chemikalien an den Klebestellen gelb, fettig durchscheinend und völlig brüchig. Dort wo vorher ein harmloser Riss geklebt worden war, entstand ein relativ großflächiger, irreperabler Papierschaden. Die entsprechende Zustandsbeschreibung kann beispielsweise lauten: 'Mit Tixo geklebt' oder 'stärkere Klebereste' (vorsicht beim Kauf!)
Heute gibt es allerdings Klebbänder, die als fett- und säurefrei bezeichnet werden und wo ein solcher zerstörerischer Effekt bisher nicht beobachtet werden konnte. Da manche dieser Bänder nach dem Aufkleben nicht glänzen, sondern fast unsichtbar werden (etwa 'Scotch Magic' oder ähnliche Produkte), sind sie bei Hobbyrestauratoren sehr beliebt. Ich bin skeptisch. Man wird erst in einigen Jahrzehntenn wissen, wie das Papier diese Bänder verträgt. Auf eines sollten Sie jedenfalls achten. Plastikbänder haben ein anderes Dehnungsverhalten als Papier. Wenn Sie beim Aufkleben das Band zu straff ziehen, oder wenn das Papier später einer stärkeren Erwärmung ausgesetzt wird (es genügt schon eine kurzfristige aber starke Sonneneinwirkung), kann im Klebebereich eine Wellung auftreten, die Sie nicht mehr wegbekommen. Das tritt besonders dann auf, wenn sie auf dünnes Papier ein längeres Stück Klebeband aufgebracht haben.
Sie könnten auf die Idee kommen, ein zerknittertes Heft zu bügeln. Das geht tatsächlich, aber vorsichig. Das Bügeleisen ist natürlich kein wasserbefülltes Dampfbügeleisen. Die Temperatur soll sehr mäßig sein: niedrigste Stufe. Wenn Sie zu heiß bügeln, wird sich das Papier einrollen und Sie können kaum mehr etwas dagegen machen. Das Bügeleisen darf das Objekt nicht direkt berühren; legen Sie ein sauberes, unbedrucktes, weißes Blatt Papier dazwischen. Mit etwas Übung können Sie auf diese Weise auch Hefte mit einem ausgeprägten Wulst geradeziehen, glattbügeln und eine deutliche optische Verbesserung erreichen. Bügeln Sie kein Heft, das Sie vorher mit Plastikklebeband behandelt haben (vgl. oben: Unterschiedliches Dehnungsverhalten). Aussichtslos ist der Versuch eine durch Feuchtigkeit entstandene Wellung herauszubügeln, weil die Papierfasern bereits eine irreversible Änderung erfahren haben.

In einem einzigen Fall rate ich Ihnen wirklich zu einem Eingriff. Wenn Klammern angerostet sind und sich auf dem umgebenden Papier bereits braune Verfärbungen zeigen, entfernen Sie die Klammern möglichst bald. Rost zerstört Papier. Um die rostende Klammer herum wird das Papier zerfallen und ein häßliches Loch mit braunen Rändern entstehen. Haben Sie die Klammern entfernt, können Sie das Heft so belassen, oder neue Klammern setzen. Tackern Sie nicht irgenwelche dicken gelben Klammern durch Ihr Heft sondern gehen Sie in behutsamer Handarbeit vor. Besorgen Sie sich dünne (rostfrei wäre gut) Klammern, die den Originalen ähneln. Ist es notwendig, die Klammern zu versetzen, stechen Sie mit einer dünnen spitzen Nadel die Löcher sorgfältig durch die Bugkanten, führen Sie die Klammern händisch durch und biegen sie dann sorgfältig um. Die entsprechenden Zustandsbeschreibungen, auf die man oft trifft, können etwa lauten: 'Klammern stärker angerostet' (klingt nicht gut) oder 'neu geklammert'.
Früher oder später werden Sie auch Kinderzeitungen oder Comics haben, wo das Cover nicht nur abgegangen, sondern an der Bugkante entzweigerissen und zerfranst ist (warum kaufen Sie auch sowas). In diesem Fall können Sie die beiden Hälften bügeln und alle umgknickten Teile wieder glatt machen. Dann fügen Sie die beiden Hälften sorgfältig aneinander, fixieren sie mit ganz kleinen Stücken Klebeband und verkleben sie längs der Bugkante. Für diesen Einsatz können Scotchbänder oder ähnliches verwendet werden. Fehlstellen im Papier werden kaschiert, indem Sie an der Rückseite, dort wo die Klebefläche des Bandes bloßliegt, ein weiches, fasriges Stück Papier (ein Papiertaschentuch genügt) kräftig andrücken und abziehen; eine dünne Schicht Papierfasern wird haften bleiben. Dann falten Sie das Cover und setzen die Heftklammern. Das ist selbstverständlich keine sachgerechte Renovierung, aber bei schlechten Heften des unteren Preissegmentes mangels anderer wirtschaftlicher Alternativen eine vertretbare Vorgehensweise. Denn wenn Sie sorgfältig und behutsam gearbeitet haben ist das Ergebnis meist sehr ordentlich und Sie haben wieder ein vollständiges, optisch gutes Heft, in dem Sie blättern können, ohne dass es Ihnen in den Händen zerfällt.
Ganz wichtig: Achten Sie beim Kauf auf die Festigkeit des Papiers. Ist das Papier durch ungünstige Lagerung vergilbt, mürbe und brüchig geworden, sodass selbst bei vorsichtigem Umblättern Risse entstehen können, lassen Sie die Finger davon. Es gibt keine dem Laien zugängliche Möglichkeit dagegen etwas zu unternehmen und Sie werden, wenn Sie versuchen in Ihrer Neuerwerbung wiederholt zu schmökern, bald nur mehr einen zerrissenen Fetzen haben. Dieses Problem tritt hauptsächlich bei älteren Kinderzeitungen auf und ist vor allem bei Internetangeboten nicht immer sofort erkennbar. Ein Warnsignal ist beispielsweise die Zustandsbeschreibung 'Cover lose, etwas angegegilbt, Einrisse und etwas zerfranst' oder dergleichen.
Ein letztes Wort zu Problemen, die sich hinter den Zustandsbeschreibungen 'bekritzelt', 'beschrieben', 'Bilder angemalt' usw. verbergen. Ein Buch, das 50 oder 100 Jahre alt ist, hat seine eigene Geschichte, die man ihm auch ansehen darf. Das gilt ganz besonders für Kinderbücher, mit denen sich ihre kleinen Besitzer intensiv beschäftigt haben. Sie weisen oft solche 'Ergänzungen' auf, die ich aber nicht grundsätzlich als wesentliche Mängel bezeichnen will, wenn es sich nicht um auffallende Verunstaltungen handelt. Wurden also in einem Kinderbuch oder in einer Kinderzeitung schwarz-weiß Bilder ordentlich ausgemalt, Rätsel gelöst oder irgendwelche Buchstaben, Namen oder sonstige 'Textbeiträge' hineingeschrieben, machen Sie das zwar bei Preisverhandlungen als wertmindernd geltend, lassen es aber dann am besten so und sagen sich, dass das eben auch den Charme eines alten Kinderbuches ausmachen kann. Denn das Herumradieren auf altem Papier ist ohnehin problematisch und richtet oft Schaden an.
Anders ist die Sache bei Verschmutzungen, die die Freude an einem Buch erheblich mindern können. Hier sind die Problemstellungen so vielfältig, dass ich Ihnen keinen allgemeinen Rat geben kann. Wenn Sie sich aber dazu entschließen - besonders bei fettigen Verschmutzungen - der Sache mit Lösungsmittel wie Wundbenzin oder Azeton zu Leibe zu rücken, ist größte Vorsicht am Platz. Diese Chemikalien sind feuergefährlich, entwickeln giftige Dämpfe und haben eine nicht vorhersehbare Wirkung auf altes Papier und Druck. Manchmal erzielt man damit zufriedenstelle Ergebnisse, aber die Gefahr, dass man mehr verdirbt als gutmacht, ist groß.

Ein unvermeidliches Thema:
Ebay
(Link zu aktuellen Kinderbuchauktion)



Vor gar nicht so langer Zeit ist man als Sammler von Flohmarkt zu Flohmarkt geeilt, immer auf der Suche nach tollen Schnäppchen, von denen zwar viel erzählt wurde, die einem selber aber nie untergekommen sind. Außerdem hat man regelmäßig die Antiquariate seiner Umgebung abgeklappert und wurde von Händlern wie ein lästiges Insekt behandelt, wenn man ihre Preisfindung in Zweifel zog oder einen Preisnachlaß begehrte. Es war recht mühsam. Die Zeiten haben sich geändert und daran ist das Internet schuld.
Viele Sammler decken sich inzwischen bei Internetantiquariaten und vor allem bei Internetauktionen ein. Die bekannteste Auktionsplattform im Internet ist Ebay. Da es über Ebay inzwischen unzählige Seiten und Diskussionsforen gibt, beschränke ich mich auf ein paar grundlegende Tips.
Das Angebot an alten Kinderbüchern und Kinderzeitschriften bei Ebay ist riesig und wechselt ständig. Die Anbieter von Büchern im allgemeinen und Kinderbüchern im besonderen sind meiner Erfahrung nach recht ordentliche und seriöse Leute. Trotzdem sollten Sie immer einen Blick auf die Bewertungen werfen. Liegen die positiven Bewertungen unter 98%, reagiert der Verkäufer auf sachlich formulierte Negativbewertungen mit rotzfrechen Kommentaren oder tauchen mehrere Verluste von Sendungen im Postweg auf (so unzuverlässig ist unsere Post auch wieder nicht), sollten Sie vorsichtig sein. Bei einem Anbieter, der zahlreiche Transaktionen aufweist und dessen positive Bewertungen zwischen 99 und 100% liegen, werden Sie in der Regel gut aufgehoben sein.

Die Preise (Meist- oder Höchstbot) sind im allgemeinen deutlich niedriger als die Antiquariatspreise. Atypische Ergebnisse treten dann auf, wenn zwei Bieter aneinandergeraten und keiner aufgeben will. Dann kann es zu unerwartet hohen Preisen kommen. Ansonst aber spiegeln Auktionsergebnisse über längere Zeit betrachtet recht zuverlässig die tatsächlichen Marktwerte wieder.
Bevor Sie bieten, sollten Sie sorgfältig die Beschreibung (meist mit Bildern) lesen, sich über den ungefähren Wert des Objektes im Klaren sein und festlegen wieviel Sie im konkreten zahlen wollen. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, das Limit, das Sie sich selbst gesetzt haben, erheblich zu überschreiten. Wenn Sie etwas nicht bekommen, ist das kein Grund für Frust. So vielfältig der Bestand auch ist, die allermeisten Dinge tauchen immer wieder auf.
Meistens ist der Startpreis (Rufpreis) recht niedrig und der Anbieter überläßt die Preisentwicklung dem Bieterverhalten der Interessenten. Manchmal findet man aber auch von vornherein unerwartet hohe Startpreise oder 'Sofortkaufpreise'. Hier ist Vorsicht am Platz, weil man bei anderer Gelegenheit das angebotene Stück wahrscheinlich billiger bekommt, wenn sich der Preis von unten her entwickelt. Bisweilen wird auf diese Weise auch ein Stück um das Vielfache seines Marktwertes angepriesen, entweder weil es der Anbieter selbst nicht besser weiß, oder weil er versucht einen Dummen zu finden. Also nochmals: Wenn es um mehr als nur um ein Paar Euro geht, informieren Sie sich.
Bei Comics ist die Situation etwas durchwachsener. Da dort die Preise sehr stark zustandsabhängig sind, ist bei den Beschreibungen besondere Vorsicht am Platz. Formulierungen wie 'Für sein Alter noch sehr schön' oder 'praktisch druckfrisch' lassen verschiedene Auslegungen zu. Im Internet würde ich Comics nur des unteren und mittleren Preissegmentes ersteigern und mein Meistbot etwa am 3. Zustandspreis des Katalogs, oder etwas darunter orientieren, auch wenn die Beschreibung ein besseres Exemplar anpreist. Dann kann nicht viel passieren. Hochpreisige Ware oder Ware im (entsprechend teuren) Bestzustand würde ich nur kaufen, wenn ich sie selbst gesehen und geprüft habe.

Die beschriebene Preisentwicklung hat viele traditionelle Buch- und Comicantiquariate unter Druck gebracht, von dem nur hochspezialisierte Fach und Kunstantiquariate verschont bleiben. Da es auf Dauer nichts bringt, nur auf den Schund zu schimpfen, der bei Ebay verramscht wird, haben viele Antiquariate selbst auf Internethandel umgestellt, stellen bei Ebay ein oder passen ihre Preise (abweichend von den Katalogpreisen) sonst den Marktverhältnissen an. Weil das nicht nur durch Reduktion der Gewinnspanne kompensiert werden kann, sinken naturgemäß auch die Ankaufspreise der Händler. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen oben gesagt habe: Ihre Sammlung ist keine Wertanlage, sondern ein Hobby, das Geld kostet.

Verlieren Sie nicht die Übersicht

Am Anfang ist alles einfach und übersichtlich. Sie wissen genau, welche Bücher Sie haben und wo diese stehen. Aber stellen Sie sich vor, wie das zehn Jahre später aussieht, wenn Sie sich zu einem 'echten' Sammler entwickelt haben und hunderte, vielleicht tausende Objekte Ihr eigen nennen. Wenn Sie nicht rechtzeitig vorgesorgt haben, werden Sie irgendeinmal den Überblick über Ihre Sammlung verlieren und gelegentlich feststellen, dass Sie ein und denselben Titel jetzt schon zum drittenmal erworben haben. Versuchen Sie daher, nicht nur eine systematische Ordnung in Ihre Bibliothek zu bringen, sondern möglichst bald auch schriftliche Aufzeichnungen zu führen. Früher hat man dazu Zettelkästen verwendet, im Zeitalter des Computers bieten sich dafür Bibliotheksverwaltungsprogramme an, von denen es etlich zu kaufen gibt.

Ein sehr praktisches Literaturverwaltungsprogramm, dass man sogar kostenlos bekommt, ist WinLiMan. Dieses Programm bietet zahlreiche Suchfunktionen, nicht nur nach Titeln und Autoren, sondern überhaupt nach Suchbegriffen, die man selbst eingeben kann, sowie die Möglichkeit auch umfangreichere Kommentare, Informationen und Bilder zu einzelnen Titeln beizufügen. Das Programm läuft nach meiner Erfahrung - auch bei tausenden von teilweise umfangreichen Einträgen - stabil und zuverlässig. Weil Sie aber nie wissen, wie lange es Ihre Festplatte noch macht, sollten Sie regelmäßig Sicherheitskopien anlegen.

Lassen Sie sich nicht verwirren

Ebensowenig wie über Geschmäcker läßt sich über Sammelphilosophien streiten.
So vielfältig wie die verschiedenen Sammelgebiete selbst, sind auch die Möglichkeiten, wie man eine Sammlung anlegen kann. Es gibt Sammler, die mit einem gewissen Hochmut erklären, sie legen nur auf wenige, dafür aber ausgesucht schöne und wertvolle Sammelobjekte Wert und würden nicht massenhaft jeden Plunder ansammeln. Andere streben nach Vollständigkeit ihres Sammelgebietes, die ohnehin nie zu erreichen ist. In vielen Büchern findet man zu den verschiedensten Sammelgebieten wertvolle Ratschläge, wie eine Sammlung aufgebaut werden soll. Ich kann Ihnen nur einen Rat geben: Sammeln Sie so, wie es Ihnen selbst am meisten Freude macht. Denn Ihre Sammlung ist Ihr persönliches Hobby und soll zuallererst Ihnen Freude machen. Früher oder später (sehr viel später wollen wir hoffen) wird nämlich auch Ihre Sammlung wieder auf dem Markt landen, zerstreut werden und Ihre Bücher werden neue Eigentümer finden, die sie hoffentlich genau so schätzen werden, wie Sie es getan haben. Denn eine Sammlung von musealem Wert werden Sie wahrscheinlich nicht zusammenbringen.

Und jetzt, wenn es Ihre Zeit erlaubt, blättern Sie einfach um. Ich habe auf den folgenden Seiten eine Reihe von Beiträgen zu speziellen Themen unseres Sammelgebietes zusammengestellt.


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