![]() Sammeln und Schmökern |
Gesammelt wird alles Mögliche: Von Bierdeckeln über Briefmarken oder Weckeruhren bis hin zu alten Autos. Gemeinsam ist dieser vielfältigen Sammlergemeinde ein für andere Menschen nur schwer nachvollziehbarer, geradezu suchtartiger Sammeltrieb, der in vielen Fällen schon bedenkliche Ausmaße annimmt. Ich sage Ihnen das gleich am Anfang, damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie zu sammeln beginnen. Natürlich muss es nicht so weit kommen. Unzählige angefangene Sammlungen, an denen ihre Besitzer jedes Interesse verloren haben, zeugen davon. Aber verlassen Sie sich nicht darauf, dass auch Sie so leicht - und im wahrsten Sinne des Wortes billig - davonkommen. |
Das Sammeln von Büchern im Allgemeinen und von Kinderbüchern im Besonderen hat seinen speziellen Reiz. Denn es geht nicht nur darum, ein solches Buch zu besitzen und als Objekt seiner Sammlung einzuverleiben, sondern man soll sich damit beschäftigen, darin schmökern, die Bilder betrachten und sich Gedanken über die Zeit machen, in der das Buch entstanden ist und wie es wohl damals auf die jungen Leser gewirkt haben mag. Kinder sind nämlich sehr unnachsichtige Leser. Ein Buch das langweilt, oder aus welchen Gründen auch immer nicht gefällt, fliegt in die Ecke und bleibt auch dort, selbst wenn die beleidigten Eltern, die das Buch unter den Weihnachtsbaum gelegt haben, ständig darauf hinweisen, wie lustig, interessant, schön, oder was auch immer dieses Büchlein doch sei. Ich wage die Behauptung, dass ein Kinderbuch, das Anklang bei der jungen Leserschaft - und nicht nur bei den Erwachsenen - findet, schon etwas Besonderes an sich haben muss, das wert ist, sich näher damit zu beschäftigen. |
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![]() Was soll ich sammeln? |
Sie können sich von Anfang an beschränken und nur bestimmte Gebiete sammeln. Also etwa nur Bilderbücher, Märchenbücher oder Schulbücher, oder Bücher einiger ausgewählter Autoren und Zeichner, oder sie konzentrieren sich auf eine bestimmte Zeitepoche oder Region. Eine Alternative wäre auch, nur Kinderzeitschriften zu sammeln oder sich überhaupt zu spezialisieren wie etwa auf kindergerechtes Werbematerial. Die Möglichkeiten sind zahlreich. Aber machen wir uns nichts vor. Wenn Sie wirklich sammelsüchtig werden, wird Ihre Sammlung nach allen Richtingen wachsen und wachsen.... |
.......und wohin damit? ![]() |
Büchersammler sollten viel Platz haben. Sie haben eine Bücherwand in der Sie gut und gern noch hundert oder mehr Bücher unterbringen können? Sie glauben das reicht? Für den Anfang sicher. Aber stellen Sie sich vor, sie haben ein Sammlerhobby gefunden, das sie Jahre und Jahrzehnte begleitet. Ich kenne etliche Sammler, die einige tausend Bücher (nicht unbedingt nur Kinderbücher) ihr eigen nennen, gar nicht gerechnet die Zeitschriften, Comics, Groschenhefte und dergleichen. Man sollte sich daher möglichst von Anfang an darüber Gedanken machen, wo und wie man seine Sammlung lagern will. |
Wie soll ich meine Bücher verwahren? Spitzweg: Der Bücherwurm ![]() ![]() |
Wählen Sie daher einen Raum, der trocken und gut belüftbar ist. Die Bücherregale sollen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein. Direktes Sonnlicht führt innerhalb kurzer Zeit, oft nur in wenigen Wochen, zu irreversibler Papieralterung, Brüchigkeit, Vergilbung und Bleichung. Offene Bücherregale sind billiger und zudem anheimelnd, geschlossene Schränke bieten aber mehr Schutz vor Staub und Licht. Es besteht die Möglichkeit manche Objekte zusätzlich in Schachteln, die man in allen Größen zu kaufen bekommt, oder anfertigen lassen kann, übersichtlich zu lagern. Zeischriften, die nicht gebunden sind, sollte man nicht ungeschützt in Stößen aufbewahren, sondern in passenden Schachteln oder Mappen aus fester Pappe. Häufig werden dünne Bücher oder Hefte auch in Plastikhüllen, manchmal zusätzlich gestützt durch ein passendes Pappendeckelstück aufbewahrt. Das ist praktisch und bietet besonders bei Heften einen guten mechanischen Schutz, aber manche Plastikhüllen sondern im Laufe der Zeit säurehaltige Verbindungen ab, die dem Papier schaden können. |
Was kostet das eigentlich? Spitzweg: Der Antiquar ![]() |
Wir müssen übers Geld reden. |
Es kann daher eine vernünftige Entscheidung sein, zumindest am Beginn der Sammlertätigkeit nicht mit der Masse mitzulaufen und das im Original kaufen zu wollen, was die meisten anderen auch suchen, sondern sich vorerst mit einem Nachdruck oder einer Reprintausgabe zu begnügen. Mit dem ersparten Geld können Sie sich wahrscheinlich so manches andere schöne Stück kaufen, das Ihnen mehr Freude macht. |
Lassen Sie sich von niemandem einreden, Ihre Sammlung sei eine Wertanlage. |
Zu erwähnen ist, dass auch zahlreiche Kinderzeitungen, soferne sie nur irgendwelche Bildgeschichten enthalten, insoferne den Comics zugerechnet werden, als sie in den Comic Preiskatalog aufgenommen wurden. Das hat einerseits dazu geführt, dass die Preise deutlich angezogen haben, andererseits sind aber jetzt auch viele Ausgaben, die man früher einfach nicht bekommen konnte, auf dem Markt verfügbar. |
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Was heißt "sammelwürdig"?![]() |
Der Preis ist also auch zustandsabhängig. Das ist sehr deutlich bei Comics ausgeprägt, wo man ein starkes Preisgefälle zwischen den Zustandsgruppen findet. Es gibt gar nicht wenig Comicsammler, die nur Hefte im Zustand 0 oder 1 wollen und alles andere verschmähen. Wenn Sie sich dieser Fraktion anschließen, werden Sie viel Geld brauchen und wenig Beschäftigung mit Ihren Erwerbungen haben. Denn solche Hefte werden sorgfältig gelagert und nur an hohen Festtagen neiderfüllten Sammlerkollegen kurz gezeigt - wenn überhaupt. Um ehrlich zu sein, für einen Bücherwurm ist das nichts. Natürlich will niemand ein Buch, das dreckig, zerfetzt oder unvollständig ist. Aber abgesehen davon, ist es ganz in Ordnung, wenn ein Buch, das etliche Jahrzehnte alt ist und gelesen wurde, auch entsprechende Gebrauchsspuren aufweist. Das gilt ganz besonders für ein Kinderbuch, dem man oft ansieht, das es vor vielen Jahrzehnten von einem Kind (wo mag es jetzt wohl sein?) heiß geliebt wurde. |
Gebundene Zeitschriften sind meist beschnitten, dafür aber deutlich billiger als die Summe der entsprechenden Einzelexemplare und haben den Vorteil, dass die enthaltenen Hefte besser geschützt waren und dass man sie leichter aufbewahren und darin schmökern kann. |
Wie restauriere ich richtig?![]() |
Sie wollen wissen, wie Sie Ihre Bücher und Hefte am besten restaurieren? Wenn Sie schon so fragen ist die Antwort eindeutig: Überhaupt nicht, weil Sie es nicht können. |
Verwenden Sie nach Möglichkeit geeignetes Papier und papierverträglichen Kleber. Plastikklebebänder sind problematisch. Vor Jahrzehnten wurden viele Bücher und Hefte mit den damals üblichen Tixo-Bändern oder ähnlichen Produkten geklebt und schauten auch ganz ordentlich aus. Im Lauf der Zeit wurden die Chemikalien der Klebeseite vom Papier aufgesogen, die Bänder trockneten aus und fielen oft ab. Das Papier wurde durch die Einwirkungen der Chemikalien an den Klebestellen gelb, fettig durchscheinend und völlig brüchig. Dort wo vorher ein harmloser Riss geklebt worden war, entstand ein relativ großflächiger, irreperabler Papierschaden. Die entsprechende Zustandsbeschreibung kann beispielsweise lauten: 'Mit Tixo geklebt' oder 'stärkere Klebereste' (vorsicht beim Kauf!) |
In einem einzigen Fall rate ich Ihnen wirklich zu einem Eingriff. Wenn Klammern angerostet sind und sich auf dem umgebenden Papier bereits braune Verfärbungen zeigen, entfernen Sie die Klammern möglichst bald. Rost zerstört Papier. Um die rostende Klammer herum wird das Papier zerfallen und ein häßliches Loch mit braunen Rändern entstehen. Haben Sie die Klammern entfernt, können Sie das Heft so belassen, oder neue Klammern setzen. Tackern Sie nicht irgenwelche dicken gelben Klammern durch Ihr Heft sondern gehen Sie in behutsamer Handarbeit vor. Besorgen Sie sich dünne (rostfrei wäre gut) Klammern, die den Originalen ähneln. Ist es notwendig, die Klammern zu versetzen, stechen Sie mit einer dünnen spitzen Nadel die Löcher sorgfältig durch die Bugkanten, führen Sie die Klammern händisch durch und biegen sie dann sorgfältig um. Die entsprechenden Zustandsbeschreibungen, auf die man oft trifft, können etwa lauten: 'Klammern stärker angerostet' (klingt nicht gut) oder 'neu geklammert'. |
Ein unvermeidliches Thema: Ebay (Link zu aktuellen Kinderbuchauktion) ![]() |
Vor gar nicht so langer Zeit ist man als Sammler von Flohmarkt zu Flohmarkt geeilt, immer auf der Suche nach tollen Schnäppchen, von denen zwar viel erzählt wurde, die einem selber aber nie untergekommen sind. Außerdem hat man regelmäßig die Antiquariate seiner Umgebung abgeklappert und wurde von Händlern wie ein lästiges Insekt behandelt, wenn man ihre Preisfindung in Zweifel zog oder einen Preisnachlaß begehrte. Es war recht mühsam. Die Zeiten haben sich geändert und daran ist das Internet schuld. |
Die Preise (Meist- oder Höchstbot) sind im allgemeinen deutlich niedriger als die Antiquariatspreise. Atypische Ergebnisse treten dann auf, wenn zwei Bieter aneinandergeraten und keiner aufgeben will. Dann kann es zu unerwartet hohen Preisen kommen. Ansonst aber spiegeln Auktionsergebnisse über längere Zeit betrachtet recht zuverlässig die tatsächlichen Marktwerte wieder. |
Die beschriebene Preisentwicklung hat viele traditionelle Buch- und Comicantiquariate unter Druck gebracht, von dem nur hochspezialisierte Fach und Kunstantiquariate verschont bleiben. Da es auf Dauer nichts bringt, nur auf den Schund zu schimpfen, der bei Ebay verramscht wird, haben viele Antiquariate selbst auf Internethandel umgestellt, stellen bei Ebay ein oder passen ihre Preise (abweichend von den Katalogpreisen) sonst den Marktverhältnissen an. Weil das nicht nur durch Reduktion der Gewinnspanne kompensiert werden kann, sinken naturgemäß auch die Ankaufspreise der Händler. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen oben gesagt habe: Ihre Sammlung ist keine Wertanlage, sondern ein Hobby, das Geld kostet. |
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Verlieren Sie nicht die Übersicht![]() |
Am Anfang ist alles einfach und übersichtlich. Sie wissen genau, welche Bücher Sie haben und wo diese stehen. Aber stellen Sie sich vor, wie das zehn Jahre später aussieht, wenn Sie sich zu einem 'echten' Sammler entwickelt haben und hunderte, vielleicht tausende Objekte Ihr eigen nennen. Wenn Sie nicht rechtzeitig vorgesorgt haben, werden Sie irgendeinmal den Überblick über Ihre Sammlung verlieren und gelegentlich feststellen, dass Sie ein und denselben Titel jetzt schon zum drittenmal erworben haben. Versuchen Sie daher, nicht nur eine systematische Ordnung in Ihre Bibliothek zu bringen, sondern möglichst bald auch schriftliche Aufzeichnungen zu führen. Früher hat man dazu Zettelkästen verwendet, im Zeitalter des Computers bieten sich dafür Bibliotheksverwaltungsprogramme an, von denen es etlich zu kaufen gibt. |
Ein sehr praktisches Literaturverwaltungsprogramm, dass man sogar kostenlos bekommt, ist WinLiMan. Dieses Programm bietet zahlreiche Suchfunktionen, nicht nur nach Titeln und Autoren, sondern überhaupt nach Suchbegriffen, die man selbst eingeben kann, sowie die Möglichkeit auch umfangreichere Kommentare, Informationen und Bilder zu einzelnen Titeln beizufügen. Das Programm läuft nach meiner Erfahrung - auch bei tausenden von teilweise umfangreichen Einträgen - stabil und zuverlässig. Weil Sie aber nie wissen, wie lange es Ihre Festplatte noch macht, sollten Sie regelmäßig Sicherheitskopien anlegen. |
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Lassen Sie sich nicht verwirren![]() |
Ebensowenig wie über Geschmäcker läßt sich über Sammelphilosophien streiten. |
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