Das Buch zum Thema:
Deutschsprachige Kinder- und Jugendzeitschriften
Leseprobe, Rezension, Bezugsmöglichkeiten

Deutsche Kinderzeitungen der Nachkriegszeit


Im Deutschland der frühen Nachjriegszeit nahm die Entwicklung regional eine völlig unterschiedliche Richtung:
In der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR entstanden zahlreiche auflagenstarke Kinderzeitungen und ähnliche Druckwerke, die für ältere Kinder bzw. Jugendliche bestimmt waren. Beispielsweise seien genannt: Mosaik, Atze, Frösi, Trommel, Schulpost, ABC-Zeitung, Rakete, Bummi ua.
Die DDR grenzte sich auch auf diesem Gebiet entschieden vom Westen ab, verwarf westliche Produkte wie Comics und Jugendmagizine als 'Schmutz und Schund' und setzte ihnen eigene, 'pädagogische wertvolle' Erzeugnisse entgegen. Da Comics nicht in dem ausufernden Maße, wie es im Westen zu beobachten war, zugelassen wurden, bot sich das altbewährte Format der Kinderzeitung an, um Unterhaltung und Erziehung zu transportieren. Nur wenige dieser Erzeugnisse haben die Wende überstanden und existieren noch heute, wie etwa die Zeitschrift 'Mosaik', die geradezu Kultstatus erlangt hat.
Im Westen Deutschlands entstanden in der frühen Nachkriegszeit keine großen, weitverbreiteten Kinderzeitungen mehr. Das lag vermutlich daran, daß in Deutschland die Infrastruktur durch die Kriegseinwirkungen stärker gelitten hatte und auch die Papierknappheit stärker zu spüren war als in Österreich. Sobald sich die Verhältnisse konsolidiert hatten, wandte sich das Interesse des Publikums auf dem Gebiet der periodischen Kinder- und Jugenliteratur bereits mehr den Jugendmagazinen und den aufkommenden Comics zu.
Selbstverständlich gab es aber auch im Westen Deutschlands nach 1945 Kinderzeitung. Ihre Bedeutung blieb allerdings im Vergleich zur Zwischenkriegszeit gering, bzw. regional beschränkt.

Kinderpost

1947 bis 1955
Presse-Verlag "Saarbrücker Zeitung" Saarbrücken

Eine ganz typische, schön gemachte Kinderzeitung (nicht zu verwechseln mit der gleichzeitig in Österreich erscheinenden 'Kinderpost'), die auch insoferne von Interesse ist, als sie bereits 1950 Disney- Material brachte. Vgl.Comics und Bildgeschichten

Ping-Pong

1946 bis 1954
Verlag Ping-Pong (Freitag-Verlag), München

Bezeichnete sich selbst als Zeitschrift für 8-12 jährige Kinder.
Eine sorgfältig, konventionell gemachte Kinderzeitung mit einem relativ hohen Anteil an kulturellen Themen.

Marabu

Werbekinderzeitung
1951 bis 1978 (?)
Verlag Anton Garden

Bezeichnete sich selbst als Jugendzeitschrift und steht in der Tradition jener Werbekinderzeitungen, die in einem individuell bedruckbaren Feld für ein bestimmtes Geschäft warben.
Eine profesionell gemachte, aber besonders in den höheren Jahrgängen wenig originelle Kinderzeitung mit einem hohen Textanteil. In den Werbefeldern finden sich die verschiedensten Geschäfte, aber sehr viele Apotheken.

Im Grossen und Ganzen schien aber im Westen Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg die Blütezeit der Kinderzeitungen vorbei zu sein. Moderne Jugendmagazine und Comics eroberten den Markt und machten Kinderzeitungen zu einer wenig beachteten Randerscheinung. Aber während in Österreich nach dem Verschwinden der zunächst so erfolgreichen Nachkriegs-Kinderzeitungen, Versuche neue Kinderzeitungen herauszubringen, ohne nachhaltigen Erfolg blieben, nahm die Entwicklung in Deutschland eine überraschende Wendung. Denn 1967 erschien

Bussi Bär

1967;erscheint noch
Verlagsunion Erich Pabel-Arthur Moewig
Diese von Rolf Kauka geschaffene Zeitschrift vereinigt alle traditionellen Elemente einer Kinderzeitung in sich: Geschichten, Verserzählungen, Rätsel, Bastelbögen, Bildgeschichten (freilich keine Slapstickgeschichten wie in den frühen Kinderzeitungen), Wissenswertes und viele bunte Bilder. Daneben werden in spielerischer Form Grundbegriffe des Lesens/Schreibens und des Rechnens vermittelt.

Diese hervorragend gemachte Zeitschrift wendet sich ausdrücklich an Kinder zwischen 3 und 8 Jahren und ist als Vorschulmagazin konzipiert. In konsequenter Wahl der Zielgruppe wird damit die Konkurrenz der Comics, Jugend- und Schülermagazine vermieden und eine auch für die Erziehenden interessante Marktlücke besetzt.
Denn eine pädagogisch wertvolle und gleichzeitig auch für so junge Leser attraktive periodische Druckschrift gab es bisher noch nicht. Kritiker wandten anfangs ein, das Konzept sei rückschrittlich und nicht mehr zeitgemäß. Sie wurden eines Besseren belehrt.
"Bussi Bär" erfreut sich seit mehr als 35 Jahren ungebrochener Beliebtheit und ist damit die erfolgreichste deutschsprachige Kinderzeitung geworden. Die Auflage in Deutschland beträgt etwa 300.000, das Magazin erscheint in mehreren Sprachen.
Abschließend läßt sich sagen, dass mit den sogenannten Vorschulmagazinen eine neue zeitgemäße Form der Kinderzeitung ihren dauerhaften Platz in der Medienlandschaft gefunden hat, obwohl das traditionelle, billige Zeitungsformat zugunsten eines stabileren Heftformates aufgegeben wurde. Drei weitere Beispiele für inzwischen zahlreiche solche Produktionen:

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