Das Buch zum Thema:
Deutschsprachige Kinder- und Jugendzeitschriften
Leseprobe, Rezension, Bezugsmöglichkeiten

Die Kinderpost

Die "Kinderpost" ist die Frühstarterin unter den österreichische Kinderzeitung der Nachkriegszeit. Nach der Null - Nummer noch im Dezember 1945 erschien sie regelmäßig ab Jänner 1946 in Wien. Ihr Konzept war einfach und erfolgreich: Schöne Zeichnungen, Bildgeschichten, Fortsetzungsgeschichten, Bastelbögen und Wissenswertes kindergerecht vermittelt. Als Blickfang diente vorne ein schöne Coverzeichnung und auf der Rückseite eine origenelle Bildgeschichte. Dieses formale Konzept wurde, wenngleich auf durchaus eigenstänige Weise, von den später erscheinenden Kinderzeitungen ('Unsere Zeitung' ab 1946 und 'Wunderwelt' ab 1948) übernommen. Wesentlich geprägt wurde das äußere Erscheinungsbild der Zeitschrift durch die Zeichner Ludwig Rybiczka, Else Theuerkauf und Hans Birnbauer.
Begründet wurde die 'Kinderposr' durch das Verlegerehepaar Hans-Fred und Gerda Handl, die kurz nach Kriegsende im Sommer 1945 als Sudetendeutsche aus Böhmen nach Österreich gekommen waren. Die Anfangserfolge waren beachtlich. In den ersten Jahren ihres Bestehens soll die Zeitung- in einer Zeit in der den Menschen oft das Notwendigste zum Leben fehlte- Auflagenzahlen bis zu 250.000 erreicht haben. Nachdem 'Unsere Zeitung' und 'Wunderwelt' herausgekommen waren, mußten Marktanteile abgegeben werden und die Auflagenzahlen sanken.
Hans Fred Handl verfaßte auch selbst Beiträge für die 'Kinderpost' und zeichnete diese mit 'Onkel Hans'. 1949/50 mußte er die Zeitung aber aus finanziellen Gründen verkaufen und schied aus dem Mitarbeiterstab aus.
Es wird berichtet, daß bereits um 1948/49 ein Angebot bestand, 'Micky Maus' in der Kinderpost erscheinen zu lassen, was damals aber von den Verlegern abgelehnt wurde, weil sie sich dem deutschen Kultur- und Sprachgut verpflichtet fühlten und solche amerikanischen Einflüsse vermeiden wollten.
'Micky Maus' erschien dann ab 1951 im deutschen Verlag 'Ehapa' und eroberte mit hohen Auflagenzahlen auch den Österreichischen Markt, was zu weiteren Markteinbrüchen bei den Kinderzeitungen führte.
Ständig sinkende Auflagenzahlen zwangen die 'Kinderpost' schließlich zum Aufgeben; sie stellte ihr Erscheinen im März 1959 ein.

Verlauf

Titel Bemerkung
Null-Nr. 1945

Weihnachtsnummer
Dezember 1945
Kleinformat
Auflage angeblich ca. 20.000
wurde kostenlos verteilt

1. Jahrgang
1946


24 Hefte + 3 Sonderhefte + 3 Gratisheftchen + 1 Prospekt (1 Jahr Kinderpost)
Heft 1: Kleinformat, ab Heft 2 Großformat (Zeitungsformat)
Verlag: Brettschneider
Preis: 50 Groschen, ab Heft 23: in Wien 60, im übrigen Österreich 65 Groschen
Die von Ludwig Rybiczka gezeichnete Serie 'Fritz und Marmo' erscheint auf der Rückseite der Zeitung und begleitet sie dort bis zu ihrem Ende
Bis Heft Nr 22 ausschließlich Zweifarbendruck, ab Nr 23 bunter.
Bild: Heft 11; Coverzeichnung: Birnbauer
Die Sonderhefte von 1946/47: 'Rätsel Spiel und Spass' Preis 50 Groschen



Bezeichnung: Beilage Mai 1946; Beilage August 1946; Sonderheft Nr. 3 (Herbst 1946); Sonderheft Nr. 4, April 1947. Weitere Hefte dieser Reihe sind nicht erschienen.
Die drei 'Heftchen' von 1946 Nr 1 bis 3; Kleinformat, gratis, Vertriebsform nicht bekannt




Das dritte Heftchen wurde von Peter Paul Prinz illustriert. Weitere Heftchen sind nicht erschienen.
Bild 4: Dieses vierseitige Prospekt erschien anläßliches des ersten Jahrestages der 'Kinderpost' und enthielt ausschließlich Eigenwerbung. In den Folgejahren erschien jeweils zum Jahrestag ein Jubiläumsheft.

2. Jahrgang
1947

24 Hefte + 1 Sonderheft ('Rätsel Spiel und Spass' Nr 4) + 1 Jubiläumsausgabe (2 Jahre Kinderpost).
Ab Heft 20 Herausgeber und Verleger: Hans Fred Handl
Preis: S 1.-
Bild: Jubiläumsausgabe 1947 (2 Jahre Kinderpost)
1947 erschien im Bergland-Verlag Wien das Märchenbuch 'Pitzel-Peter im Sonnenwald', ein großformatiger Band mit (neuen) "Pitzel-Peter"- Abenteuern.
Pitzel-Peter ist eine Figur aus der Kinderpost.
Im Gegensatz zu der Kinderpostversion, wo die Zeichnungen dominieren, sehr viel Text.
Text: Hans Fred Handl, Illustrationen: Else Theuerkauf
1947 erschien im Eigenverlag der Kinderpost der broschürte Großband 'Fritz und Marmos tolle Streiche'. Es handelt sich um eine Sammlung bisher auf der letzten Seite der Kinderpost erschienener "Fritz und Marmo"- Abenteuer; Zeichner: Ludwig Rybiczka.
1947 erschien im Eigenverlag der Kinderpost 'Das Kinderpost Jahrbuch 1947'.
Weiterer Jahrbücher sind nicht erschienen.

(vermutlich) 1947 erschien im Star-Verlag Wien das Bändchen 'Hansi's kleine Märchenbibliothek' Band 1.
Märchen, zusammengestellt von Hans Fred Handl, Illustrationen von Ludwig Ribiczka und Hans Birnbauer.
Gehört zwar nicht unmittelbar zu den Kinderpost-Produktionen, ist aber im selben Stil und von denselben Leuten gemacht.
Weitere Folgen sind nicht bekannt.
1948 erschien im Verlag der Kinderpost das Umrissbilderbuch Willkommen im Haus der Kinderpost! mit Figuren aus der Kinderpost.
Text: Hans Fred Handl; Illustrationen: Milica Vollhofer
3. Jahrgang
1948

24 Hefte + 1 Liederheft + 1 Jubiläumsausgabe (3 Jahre Kinderpost)
Neuer Preis: S 1.50
Ab Heft 20 Formatänderung auf Mittelformat, neues Cover und Preisreduktion: 90 Groschen.
Die 'Kinderpost' betont immer stärker, dass sie parteiunabhängig und unpolitisch ist und grenzt sich so gegen die neu erschienen Kinderzeitungen, insbesondere gegen die 'kommunistische' "Unsere Zeitung" ab.
Im Oktober 1948 hat im Wiener Bürgertheater, das längst nicht mehr existiert, die Kinderpost-Märchenrevue 'Das verlorene Jahr' (mit Figuren aus der Kinderpost) Premiere und ist angeblich ausverkauft.
Das Liederheft
bezeichnet als 'Sonderheft der Kinderpost 1948'
Illustrationen: Birnbauer
Preis S 2.50

4. Jahrgang
1949

26 Hefte + 1 Jubiläumsausgabe (4 Jahre Kinderpost)
Ab Heft 16: Verlagshaus Handl & Co; neuer Preis S 1.-
Ab Heft 20: Wiener Verlagsanstalt (Böhme & Co); Hans Fred Handl, der die 'Kinderpost' verkauft hatte, scheint nunmehr als Chefredakteuer auf.
Bild: Heft 4; Zeichner: Birnbauer; Einladung zum Eisfest der Kinderpost auf dem Wiener Eislaufverein
1949 erschien im Onkel Hans Verlag, Wien, "Kinderpost" Produktion der broschürte Großband 'Quackis Abenteuer'; 16 Seiten, Zeichner: Ludwig Rybiczka.

5. Jahrgang
1950

26 Hefte + 1 Jubiläumsausgabe (5 Jahre Kinderpost)

Im März 1950 scheidet ihr Begründer Hans Fred Handl endgültig aus der Kinderpost aus. In der Gestaltung der Zeitung ergibt sich keine wesentliche Änderung.
Ab Heft 9 neuer Preis: S 1.50; ab Heft 14 teilweise Zurücknahme dieser Preiserhöhung auf S 1.20. Zum Vergleich: Die Wunderwelt kostete damals S 1.-, Unsere Zeitung 90 Groschen, kurz darauf gleichfalls S 1.-. Der Konkurenzdruck zwischen den drei großen Kinderzeitungen ist unverkennbar. Da alle drei ähnlich und recht qualitätvoll gemacht waren, kam der Preisfrage eine erhebliche Bedeutung zu. 'Unsere Zeitung' beispielsweise propagierte jahrelang am Cover: 'Die billigste Kinderzeitung'.
In den Heften 3-8 und 10-26 erscheint ganzseitig und in Farbe ein Abdruck von 'Prinz Valiant' (Prinz Eisenherz) von Harold Foster. Da dieses Comic auf Sprechblasen verzichtet und mit Texteinschüben arbeitet, war es für die Macher der Kinderpost offenbar akzeptabel.
In Heft 23 erscheint erstmals 'Tschin Bell, der Trapper', eine von Hans Birnbauer gezeichnete Bildgeschichte mit Versen. Trotzdem: vom Zeichenstil her eindeutig als Comic einzuordnen. In späteren Jahren verzichtet Tschin Bell dann auch auf Verse und wandelt sich zu einem echten Comic.
Die Jubiläumsausgabe ist die letzte. Ab dem Folgejahr (wieder) Sonderhefte.

Bild: Heft 14; Zeichner: Theuerkauf
6. Jahrgang
1951


26 Hefte + 2 Sonderhefte (unnummeriert)
Ab Heft 12 neuer Preis: S 1.60, für die Sonderhefte: S 3.70 und 4.80.
Ab jetzt erscheinen jährlich zwei Sonderhefte: Zu Ostern und zu Weihnachten.
Bild links: Heft 12; Zeichner: Theuerkauf. Bilder unten: Sonderhefte 1951

7. Jahrgang
1952

26 Hefte + 2 Sonderhefte
Bild links: Heft 21; Zeichner: Birnbauer. Bilder unten: Sonderhefte 1952 (Das Weihnachtsheft ist erstmals nummeriert und richtig mit 4 bezeichnet)

8. Jahrgang
1953

26 Hefte + 2 Sonderheft
Bild links: Heft 21; Zeichner: Birnbauer. Bilder unten: Sonderhefte 1953 (Die Hefte sind mit 5 und 6 bezeichnet)

9. Jahrgang
1954


26 Hefte + 2 Sonderhefte
Ab Heft 9 neuer Preis S 1.80.
Bild links: Heft 19; Zeichner: Theuerkauf. Bilder unten: Sonderhefte 1954 (Die Hefte sind mit 7 und 8 bezeichnet bezeichnet)

10. Jahrgang
1955




27 Hefte + 2 Sonderheft
Ab Heft 20 neuer Preis S 2.-. (1955 kosteten alle drei großen Kinderzeitungen einheitlich S 2.-), für die Sonderhefte S 5.-.
Mit der von Hans Birnbauer gezeichneten Serie 'Piep und Schnurr' (vgl. Bild links) wird ein echtes 'Sprechblasen'-Comic eingeführt.
Bild links: Heft 21; Zeichner: Birnbauer. Bilder unten: Sonderhefte 1955 (Die Hefte sind mit 9 und 10 bezeichnet)

11. Jahrgang
1956






26 Hefte + 2 Sonderhefte
Ab Heft 7 erscheint groß angekündigt in den ungeraden Nummern der Bildstreifenroman 'Tarzans Tiere' (vgl. Bild links). Konventionelle Zeichnungen mit umfangreichen Texteinschüben. Eine wenig geglückte Mischung von Comic und gekürzter Romanversion; eher ein Kuriosum (Text: Emil Hübl, Illustrationen: Fritz Albrecht. Von Fritz Albrecht stammen auch die schönen Zeichnungen zu den Märchen, die in der Kinderpost als Bildgeschichten in Fortsetzung erschienen).
Bild links: Heft 7. Bilder unten: Sonderhefte 1956 (Die Hefte sind mit 11 und 12 bezeichnet.)

12. Jahrgang
1957



26 Hefte + 2 Sonderhefte
Neues Cover
Ab Heft 4 neuer Preis: S 2.50
Bild links: Heft 1; Zeichner: Birnbauer. Bilder unten: Sonderhefte 1957 (Die Hefte sind mit 13. Sonderheft und 14. Sonderheft bezeichnet)

13. Jahrgang
1958


26 Hefte + 2 Sonderhefte
In den Heften 10- 26 'Prinz Eisenherz', schwarz- weiß.
Bild links: Heft 1; Zeichner: Rybiczka. Bilder unten: Sonderhefte 1958 (Osterheft nicht nummeriert, Weihnachtsheft mit 16. Sonderheft bezeichnet)

14. Jahrgang
1959

6 Hefte
Neues Cover
Vermehrt Comics: Georg Zemann: Die Teddys (4 Seiten); Hans Birnbauer: Tschin Bell (2 Seiten), Piep und Schnurr (1 Seite). Einerseits wurde das traditionelle Konzept einer Kinderzeitung mit gemischten Beiträgen zurückgedrängt, andererseits konnten die hausgemachten Comics den inzwischen etablierten, zahlreichen Comic-Heften keine Konkurenz machen. Die Zeitung stellt ihr Erscheinen mit der Nr. 6 ein.
Bild: Heft 6
25 Jahre später
1984 war beabsichtigt, die "Kinderpost" mit im wesentlichen unveränderter Konzeption und unter Heranziehung ehemaliger Mitarbeiter unter dem Titel

Neue Kinderpost

wiederzubeleben. Es blieb allerdings bei der 0-Nummer. Die große Zeit der in Österreich produzierten Kinderzeitungen war endgültig vorbei, zumal mit auflagensstarken, aus Deutschland kommenden Vorschulmagazinen wie "Bussi Bär" oder "Dumbo" eine neue Generation von Kinderzeitungen den Markt erobert hatte.
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Mitarbeiter der Kinderpost:
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