Die Anfänge nach 1945: Teil 2

Verlage und Autoren

5.
Der Verlag Carl Ueberreuter

Der "Verlag Carl Ueberreuter" läßt sich auf eine 1548 in Wien gegründete Druckerei zurückführen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er als Kinder- und Jugendbuchverlag neu gegründet.


Zumindest für die ersten zehn Jahre nach dem Krieg gehörten die schön illustrierten Produktionen des Verlages Ueberreuter, von denen oben einige typische Beispiele gezeigt werden, zu den besten in Österreich. In inhaltlicher Hinsicht ging der Verlag überhaupt kein Risiko ein und setzte ausschließlich auf traditionelle, bewährte Kinder- und Jugendbücher, die ab 1946 in gediegener Qualität erschienen. .


6.
Der Österreichische Bundesverlag (ÖBV)

Der "Österreichische Bundesverlag" geht auf einen 1772 von Maria Theresia, die 1774 die allgemeine Schulpflicht einführte, gegründeten Schulbuchverlag zurück. Heute (öbv & hpt) besteht der Verlag aus einem Zusammenschluss verschiedener Verlagsanstalten, existiert mit div. Tochterunternehmen in der Rechtsform einer Holding und hält auch Beteiligungen an verschiedenen anderen Verlagen.
In der ersten Nachkriegszeit brachte der ÖBV Kinder- und Jugendbücher auf den Markt, die recht erfolgreich waren.

Beispielsweise seien in der Reihenfolge der Abbildungen angeführt:
'Eisherz erlebt den Frühling' (Bertl Hayde, 1950;); 'O Weh!' (Buschiade, Bilderbuch mit Versen, 1945); 'Die Jantschibande' (Lambert Goll, 1951).
*Besondere Beachtung verdienen die 'Weltraumbücher' von Erich Dolezal. Dolezal, geboren 1902 in Villach, gestorben 1990 in Wien, studierte an der technischen Hochschule in Wien, arbeitete als Wissenschshaftsredakteur des Rundfunksenders Wien und nach dem Krieg als Astronom, Schriftsteller und Sekretär der Österreichischen Gesellschaft für Weltraumforschung. Seine utopischen Geschichten stehen stehen in der Tradition der technischen Zukunftsromane, ohne gesellschaftskritischen Aspekt aber unter Zugrundlegung moderner naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Helden seiner Geschichten sind meist Jugendliche. Die klare verständliche Sprache und das seriöse Verlagsumfeld ließen seine Bücher als wertvolle Jugendlektüre (Verlagsangabe: 12- 16 Jahre) erscheinen, obwohl sie abgesehen von einem rudimentären technisch- wissenschaftlichen Informationsgehalt triviale Abenteurlektüre waren. Dennoch war für die damalige Zeit im deutschsprachigen Raum eine technisch- utopische Buchreihe mit der Zielgruppe Jugendliche eine Novität. Eine ausstattungsmäßige Besonderheit dieser Buchreihe lag darin, dass bei den meisten Bänden der Schutzumschlag aus buntem, metallisch glänzendem Stanniolpapier bestand.
Die Bücher dieser Serie in der Reihenfolge ihres Erscheinens: 'RS11 schweigt' (1953); 'Mond in Flammen' (1954); 'Unternehmen Mars' (1955); 'Alarm aus Atomville' (1956); 'Sekunde X' (1957); 'Neues Land im Weltall' (1958); 'Die Astronauten' (1959); 'Festung Sonnensystem' (1960); 'Planet im Nebel' (1962); 'Flucht in die Weltraum- City' (1964).


7.
Die Verlagsbuchhandlung Julius Breitschopf

Die noch heute existierende "Verlagsbuchhandlung Julius Breitschopf" begann ab etwa 1947 mit der Herausgabe von Kinder- und Jugendbüchern und leistete einen wesentlichen Beitrag dazu, das Lesebedürfnis der jungen Generation im Österreich der Nachkriegszeit zu befriedigen.


Einige Beispiele für das vielfältige, aber sehr konventionelle Programm in der Reihenfolge der Abbildungen: 'Peter erlebt ein Jahr', 'Die Belohnung' (frühe Ausgaben, 1946, geheftet); 'Der Tannenwichtel' (Liane Keller , 1951); 'Und nun setzt euch zu mir' (Gerta Hartl, 1952); 'Ein Pony zum Reiten' (Emmy Wohanka, 1952); 'Susi, Du bist unmöglich' (Helene Weilen, 1949. Eine Spezialität des Verlages waren 'Mädchenbücher'. Diese vor dem zweiten Weltkrieg weit verbreitete Spielart des Jugendbuches ist sonst in der österreichischen Jugendbuchszene der frühen Nachkriegszeit nur spärlich vertreten.); 'Teddys Ausflug in die Welt' (Weilen/Hoffmann, 1949, Bilderbuch mit Versen); 'Märchen aus Österreich' (Max Stebich, 1954).Von Max Stebich erschien eine ganze Reihe von Märchenbüchern, die sich auch heute noch grosser Beliebtheit erfreuen. .


8.
Die Buchgemeinschaft Donauland

Die "Buchgemeinschaft Donauland" wurde 1950 und der Verlag 'Kremayr & Scheriau' 1951 von R. Kremayr und W. Scheriau gegründet. Das Konzept bestand darin den Mitgliedern, die eine vierteljährliche Abnahmeverpflichtung hatten (Quartalsbezug), im Vergleich zum Buchhandelspreis verbilligte Bücher anzubieten. 1955 soll die Mitgliederzahl bereits über 380.000 betragen haben. Das Angebotssegment der Jugendbücher wurde als Jung Donauland bezeichnet


Beispiele aus dem Programm 1953/54. Die Rechte für die abgebildeten Bücher lagen beim Verlag Kremayr & Scheriau. Es wurden in dieser Frühzeit auch zahlreiche Ausgaben des Verlages Ueberreuter übernommen, der teilweise auch den Druck besorgte.

Dieser kursorische, aber wie ich hoffe repräsantative Überblick, kann nicht annähernd den Anspruch auf Vollständigkeit erheben; viele interessante Verlage, Autoren und Bücher mussten einfach aus Platzgründen unberücksichtigt bleiben. Es zeigt sich aber ganz deutlich, wie trotz vielfältiger Bemühungen die Produktion von Kinder- und Jugendbüchern nur langsam und erst so richtig ab 1950 in Gang kam, wobei das Angebot inhaltlich bis in die 60er Jahre recht konventionell blieb.

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