Dideldum
Die lustige Kinderzeitung
Teil 2

Geht man davon aus, dass Dideldum, wie ich glaube, bis zu einem gewissen Grad von den Kinderzeitungen des Wiener Verlages Steinsberg Schmetterling und Papagei inspiriert war, drängt sich ein Vergleich zwischen diesen Kinderzeitungen, die zu den erfolgreichsten ihrer Zeit gehörten, auf.
Obwohl Dideldum mit Teilen seines Inhaltes zu den frühen Comics gerechnet wird, sind die enthaltenen Bildgeschichten doch sehr in der Tradition der kinderbuchartigen Bildgeschichten gehalten. Unter jedes Bild ist ein in der Regel gereimter Textblock gesetzt, Sprechblasen findet man nur in Ausnahmsfällen. Die Bilder haben von ihrer Erzählfunktion her eher nur den Charakter von Illustrationen. Papagei, Schmetterling und später Kiebitz sind mit ihren Bildgeschichten schon deutlich comicähnlicher. Der Textanteil ist im Dideldum weit höher als in den Kinderzeitungen des Verlages Steinsberg und - auch das muss festgestellt werden - von höherer sprachlicher Qualität.
Insgesamt wirkt Dideldum - trotz aller 'Lustigkeit' - viel ernsthafter als die Produkte des Verlages Steinsberg, die sich durch ihre fantasievolle Vielfalt, bisweilen auch durch eine überbordende Verspieltheit und einen ausgeprägten Hang zur Slapstick-Komik auszeichnen.
Das ist natürlich auch darauf zurückzuführen, dass Steinsberg eine Mehrzahl von Zeichnern beschäftigt hat. Die Comicforschung ist hingegen weitgehend einig, dass Dideldum im wesentlichen von einem einzigen Mann, nämlich von Otto Waffenschmied gemacht wurde. Es wird angenommen, dass seine Ehefrau Eva (geb. Steinkrauss) einen nicht unerheblichen Anteil an der Gestaltung der Zeitung hatte, mehr läßt sich dazu aber nicht sagen, weil die einzigen aussagekräftigen Signaturen, soweit ich welche in den mir zur Verfügung stehenden Heften gefunden habe, von Otto Waffenschmied stammen.
Ich komme nicht umhin, anzumerken, dass Dideldum sowohl in der Themenwahl als auch im Stil doch sehr 'norddeutsch' ist - im Vergleich zu seinen Wiener Gegenstücken.
Betrachten wir aber zunächst die ständigen Bildserien, die im Dideldum erschienen sind.

Muck und Puck und Adelheid
Das Katzenjammer - Kleeblatt


Muck und Puck und Adelheid; Das Katzenjammer - Kleeblatt ist - wie ja auch schon der Name verrät - von der erstmals im New York Journal erschienen, amerikanischen Serie The Katzenjammer Kids inspiriert.
The Katzenjammer Kids wurde 1897 von Rudolph Dirks erfunden und später von Harold Knerr weitergeführt. Es handelt sich um eine an Max und Moritz angelehnte Bildgeschichte in welcher die Zwillinge Hans und Fritz (Dirks war deutschstämmig) ihre Umwelt mit Streichen plagen und dafür regelmäßig bestraft werden.
Dieses Sujet verlegte Waffenschied in eine deutsche Waldlandschaft, wo der Förster Braus wohnt, der nicht selten Opfer der ausgeklügelten Streiche von Muck und Puck wird. Aber sie werden kaum bestraft. Ihre Taten scheinen für sie ohne besondere Konsequenzen zu bleiben.
An den beiden Bildern oben wird deutlich, wie sehr sich Waffenschmied sogar zeichnerisch an die Version Knerrs anlehnte.

Später erhielt das Katzenjammer - Kleeblatt einen Gegenpol durch den Bär Wuzzi und den Fuchs Trix, zwei vermenschlichte Tiere. Man spielt sich gegenseitig manchen Streich, macht aber gelegentlich auch gemeinsame Sache. Spielerisch und in einer für Kinder nachvollziehbaren Weise werden Rivalitäten und gruppendymanische Prozesse gezeigt und zum Ausgangspunkt für manche Geschichte genommen.
Das Katzenjammer - Kleeblatt war eine Episodenstrip. Die zweite grosse Bildgeschichte des Dideldum

Max und Miki,
die Weltenbummler

war hingegen eine Fortsetzungsgeschichte. Hauptpersonen sind der Knabe Max und der (vermenschlichte) Affe Miki, die durch die Welt ziehen, haarsträubende Abenteuer erleben und Bösewichtern das Handwerk legen. Manchmal schließen sich ihnen vorübergehend andere (erwachsene) Abenteurer an, oder verständige Tiere, wie in dem Bildbeispiel unten, eine grosse Schlange.

Am Dideldum fällt eine Vorliebe für technische Neuerungen, die damals oft noch Utopien waren, auf, wie zum Beispiel (vgl. oben) ein Strahlenflugzeug. Es finden sich aber auch Reisen in den Weltraum, Bildschirme und dergleichen mehr. Auf der anderen Seite tauchen sehr häufig maritime Themen auf, was zwanglos durch das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der Zeitung erklärbar ist und die Vermutung aufkommen läßt, der Autor habe gewisse Kenntnisse von der Seefahrt gehabt.
Ungewöhnlich wirkt auf mich die spielerische Selbstverständlichkeit mit welcher der Autor Martialisches, wie Panzerkreuzer, Unterseeboote, Torpedorohre, Torpedos und dergleichen mehr in seinen Geschichten vorkommen läßt. Hier scheint sich insbesondere in der zweiten Hälfte der 30er Jahre viel vom Zeitgeist widerzuspiegeln.

Bild oben: Kasper - aus der umfangreichen Fortsetzungsgeschichte Kasper schlägt sich durch - eröffnet von Bord seines (!) Panzerkreuzers das Feuer auf das Schiff des fliegenden Holländers, mit dem sich der Teufel nähert (Nr. 2 aus 1938).
Wumm - der erste Schuss fegte aus dem Rohr, pfiff über die Wogen und schlug drüben durch alle Segel. Wumm - dröhnte die zweite Granate, heulte durch die Nacht, und grub sich drüben in den Bug des Schiffes......

Das gern zitierte Bild links zeigt den Weihnachtsmann, wie er vor einem computerartigen Bildschirm sitzend die Weihnachtspost bearbeitet.


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