Das Buch zum Thema: Deutschsprachige Kinder- und Jugendzeitschriften Leseprobe, Rezension, Bezugsmöglichkeiten |
Der heitere Fridolin erschien von 1921 bis 1928, im Verlag Ullstein alle zwei Wochen; pro Jahr gab es 26 Hefte. Ein Jahrgang begann (Nummer 1) mit dem ersten Oktoberheft. Die Nummer 8 eines Jahrganges war dementsprechend das erste Jännerheft des folgenden Kalenderjahres. |
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden 'Hausfrauenzeitungen' als Vorläufer der auch heute noch sehr beliebten 'Frauenzeitschriften'. 1896 brachte der Verlag Schirmer in Berlin die Wochenschrift Dies Blatt gehört der Hausfrau (später: Das Blatt der Hausfrau) heraus, die vermischte Beiträge mit (im Verständnis der Zeit) frauenspezifischer Schwerpunktsetzung, wie Ratschläge für Küche, Haus und Garten, Schönheits- und Gesundheitspflege, Schnittbögen und dgl. brachte. |
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Die Bilder oben zeigen ganz typische Titelblätter des heiteren Fridolin. Das Logo der Zeitung war ein motorgetriebener fliegender Delphin, der gelegentlich auch abhanden kam und gesucht werden musste (mittleres Bild). |
Paul Simmel (1887 bis 1933) war ein zu seiner Zeit recht bekannter Karikaturist. Nach dem Studium an der Berliner Akademie der Künste zeichnete er für 'Die lustigen Blätter' und das 'Berliner Witzblatt' und wurde nach dem ersten ersten Weltkrieg ein vielbeschäftigter Werbegrafiker und Mitarbeiter div. Zeitschriften. Bis 1924 zeichnete er auch für den heiteren Fridolin und schuf die beiden Serien Laatsch und Bommel und Professor Pechmann. |
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Zwei Beispiele zum Thema 'Zahnarzt' aus dem Magazin UHU, Ullstein 1927. Die Zeichnung links stammt von Simmel, rechts von Barlog. |
Bild links: Die broschürte Buchausgabe der 5 Schreckensteiner von Ferdinand Barlog, 1940. Es handelte sich um heitere Bildgeschichten über das nächtliche Treiben einiger Geister. Die Bildstreifen kommen abgesehen von einem Titel pro Geschichte ohne Text aus. |
Die unregelmäßig erscheinende Serie Laatsch und Bommel war zweiseitig, zweispaltig und bestand aus insgesamt acht Bildern, die mit untergesetzten Textblöcken versehen waren. Der Ausschnitt oben stammt von Simmel, der untere von Barlog. Es handelt sich um das klassische Slapstick- Duo des Dünnen und des Dicken (Pat und Patachon, Laurel und Hardy), die mit naivem Optimismus von einem selbst verschuldeten Missgeschick zur nächsten Katastrophe stolpern. Ursprünglich in Stummfilmen populär geworden, wurde das Thema bald auch in komischen Bildgeschichten verwendet (zB.: Laatsch und Bommel, Rips und Raps). |
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Die unregelmäßig erscheinende Serie Professor Pechmann war zweiseitig, zweispaltig und bestand aus insgesamt acht Bildern, die mit untergesetzten Textblöcken versehen waren. Der Ausschnitt oben stammt von Simmel, der untere von Barlog. Die meisten Erfindungen des Professors sind vernünftig betrachtet weder praktisch, noch wirklich realisierbar, sondern die komischen Einfälle eines Witzezeichners. Der Professor scheitert auch regelmäßig, aber nicht aus praktischen Gründen, sondern auf eine ebenso irreale Art, wie die Erfindungen selbst zustandekommen sind. Als Running Gag wird er meist von den durch seine Umtriebe Geschädigten zur Schadenersatzleistung aufgefordert. |
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Auf der letzten Seite des heiteren Fridolin findet sich regelmäßig eine einseitige Bildgeschichte, die - wie die oben gezeigten Beispiele - meist von Barlog stammen. Typisch für die meisten dieser Bildgeschichten mit simpler Pointe ist, dass sie durchaus ohne Text verstanden werden können. |
Zahlreiche Illustrationen, vor allem Titelbilder(oben drei Beispiele), stammen von dem bekannten Tier- und Jagdmaler Moritz Pathé (1893-1956). Er illustrierte zahlreiche Tierbücher, unter anderem von Erich Kloss und wurde auch durch seine Darstellung afrikanischer Motive bekannt. |
Der Zeichner und Graphiker Albert Schaefer-Ast (1890 bis 1951) wurde nach einer Lehre für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf ausgebildet. Ab 1913 arbeitet er in Berlin als Karikaturist für die "Lustigen Blätter" und die "Woche " und später bis 1933 bei mehreren bekannten Berliner und Münchner Zeitschriften, darunter der "Simplizissimus" und die "Jugend". Die Nationalsozialisten stuften sein Werk als "entartet" ein, schlossen ihn aus der Reichskunstkammer aus und verhängen teilweise ein Arbeitsverbot über ihn.
Von 1945 bis zu seinem Tode 1951 war er als Leiter der Graphikklasse an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar tätig. |
Der heitere Fridolin brachte mehr, als es bei den bisherigen Jugendzeitschriften der Fall gewesen war, spekulative Artikel zu technischen Themen. |
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Besondere Erwähnung verdienen auch die Fortsetzunsromane, die im heiteren Fridolin erschienen sind, bzw. deren Autoren. Zum Beispiel: |
Kai aus der Kiste
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Georg Fröschel
George Fröschel (1891 bis 1979), in Wien geboren, stammte aus einer jüdischen Bankiersfamilie, ging 1921 nach Berlin, arbeitete bei der UFA und wurde schließlich Redakteur beim Ullsteinverlag. Er verfasste eine Reihe von auch heute noch bekannten Büchern. 1936 musste er Deutschland verlassen und machte in Hollywood eine erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor. |
Als Ergänzungsprodukte zur Zeitschrift gab es die 'Fridolin-Spiele in der Tüte' und den (von Barlog illustrierten) Fridolinkalender |
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Der 1877 von dem Verleger jüdischer Herkunft Leopold Ullstein gegründete Ullstein Verlag wurde 1934 von den Natianalsozialisten 'arisiert'. Der Versuch eines Neubeginns nach 1945 war auf Dauer nicht erfolgreich. Mitte der 50er Jahre wurde Ullstein von Axel Springer übernommen. |
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